A. Bilder aus dem Menschen— leben. 1. Eltern und Kinder. 1. Glück der Kindheit. Zu stehn in frommer Eltern Pflege, welch schöner Segen für ein Kind! Ihm sind gebahnt die rechten Wege, die vielen schwer zu finden sind. Ludwig Uhland. 2. Mutterliebe. Hans Unwirrsch hat seinen Vater, den Schuhmachermeister Anton Unwirrsch, schon sehr früh verloren. Die Erziehung des Knaben verbleibt der Mutter, Frau Christine, die von der Base Schlotterbeck und dem Oheim Grünebaum dabei unter— stützt wird. Sie muß sich als Wäscherin durchschlagen; morgens zwischen zwei und drei Uhr steht sie auf und kommt abends um acht Uhr todmüde und zerschlagen nach Hause. Hans erwacht öfters von dem Lichtschein des Schwefelhölzchens, mit dem seine Mutter in dunkler, kalter Winternacht ihre Lampe anzündet, um sich zu ihrem frühen Wege zu rüsten. So wird Hans zehn Jahr alt. Sein einziger Umgang ist Moses Freudenstein, der Sohn eines benachbarten, wohlhabenden jüdischen Trödlers. Nachdem Moses mit hans die Gemeindeschule besucht hat, beschließt der Trödler, seinen Sohn auf die lateinische Schule zu schicken. Auch in dem Herzen des kleinen Unwirrsch entsteht der Wunsch, weiter zu lernen. Laut jammernd klagt er vor der Base: „Und ich muß n Schuster werden und einer bleiben!“ Er muß deshalb eine entrüstete Rede seines Oheims, der selbst Schuhmachermeister ist, über sich ergehen lassen. Von der Base Schlotterbeck endlich zu Bett gebracht, weint sich Hans allmählich in den Schlaf. 1. Der Mond guckte mild in die niedrige Kammer, in der die Frau Christine Unwirrsch mit ihrem Knaben lag. Das Kind schlief, aber die Mutter lag wachend. Sie konnte nicht schlafen vor dem, was sie gehört hatte, nachdem sie von ihrer schweren Arbeit so müde, müde nach Hause gekommen war. Es hatte ziemlich lange gedauert, ehe sie den verworrenen Bericht, den ihr Hans und die Base Schlotterbeck gaben, verstand. Sie war eine n Frau, die Zeit brauchte, ehe sie sich in irgend einer Sache, die über ih Hirts Deutsches Lesebuch. Ausg. B. U.