65 — „Ei sieh, ein Brief aus Amerika!“ ruft Frau Eva erstaunt aus, „du hast dort doch keinen Bekannten, Gustav?“ Der Pastor nähert sich der Lampe, zieht die Brille zurecht und liest: St. Louis, 10. Dezember 1890. Mein lieber Bruder! Nimm heute meinen Dank für den Weihnachtsabend in Deinem Hause. Ich habe keinen Grund, mich über die Menschen zu beklagen; sie haben genug für mich getan. Sie gaben mir Ratschläge, Er— mahnungen, Beschäftigung und Geld, das ich verjubelte. Es half mir alles nicht. Du gabst mir einen brüderlichen Händedruck, einen Blick in eine glückliche Häuslichkeit und ein Wehen vom Flügel des Weihnachtsengels. Das half! Heute bin ich ein geretteter Mann in unabhängiger Lebenslage; — auch von meinen Leidenschaften bin ich unabhängig. Ich schreibe Dir bald mehr, heute ist mir das Herz zu voll. Herz— lich grüßt Dich und Deine liebe Frau Dein Freund Axel Ljung. Pastor Gustav bat Frau Eva, es ihm nicht übelzunehmen, wenn ihm dieser Brief noch lieber sei als ihre sämtlichen Weihnachtsgeschenke, die hübschen, gestickten Pantoffeln eingeschlossen. Alfred af Uedenstjerna. GBilder aus dem Alltagsleben. Nach der Bearbeitung von Helmine Fick.) 36. Sprichwörter von Gesundheit und Krankheit. . Gesundheit ist der gröbte Reichtum. 2. Gesundheit schätzt man erst, wenn man krank wird. 3. Früh zu Bett, früh wieder auf, verlängert deinen Lebenslauf. 4. Arbeit, Mäbigkeit und Ruh' schliebt dem Arzt die Türe zu. 5. Ein frohes Herz, gesundes Blut ist besser als viel Geld und Gut. 6. Wer krank ist, den ärgert die Fliege an der Wand. 7. Leiden wahrt nicht immer, Ungeduld macht's scehlimmer. 8. Man soll an keinem Kranken verzagen, solange er noch atmet. Hirts Deutsches Lesebuch. Ausg. B. UIl. Neubtg 5—