69 — 7. Hoch auf dem fernen Ufer stand ein Schwarm von Gaffern, groß und klein, und jeder schrie und rang die Hand; doch mochte niemand Retter sein. Der bebende Zöllner mit Weib und Rind durchheulte nach Rettung den Strom und Wind. 8. Rasch galoppiert' ein Graf hervor auf hohem Voß, ein edler Graf. Was hielt des Grafen Hand empor? Ein Beutel war es, voll und straff. „Zweihundert Pistolen sind zugesagt dem, welcher die Rettung der Armen wagt!“ VUnd immer hõoher schwoll die Flut, und immer lauter schnob der Wind, und immer tiefer sank der Mut. — O Retter, Retter, komm geschwind! — Stets Pfeiler bei Pfeiler zerborst und brach; laut krachten und stürzten die Bogen nach. 10. „Hallo! hallo! frischauf, gewagt!“ Hoch hielt der Graf den Preis empor. Ein jeder hört's, doch jeder zagt; aus Tausenden tritt keiner vor. Vergebens durchheulte mit Weib und Rind der Zöllner nach Rettung den Strom und Wind. — U. Sieh! schlecht und recht ein Bauersmann am Wanderstabe schritt daher, mit grobem Rittel angetan, an Wuchs und Antlitz hoch und hehr. Er hörte den Grafen, vernahm sein Wort und schaute das nahe Verderben dort. 12. Und kühn in Gottes Namen sprang er in den nächsten Fischerkahn; trotz Wirbel, Sturm und Wogendrang kam der Erretter glücklich an. Doch wehe! Der Nachen war allzu klein, um Retter von allen zugleich zu sein. 13. Und dreimal zwang er seinen Rahn trotz Wirbel, Sturm und Wogendrang, und dreimal kam er glücklich an, bis ihm die Rettung ganz gelang.