146 Rl img und mit unbekannter Geschwindigkeit werden wir weitergetrieben, vien.yt der See zu. Es muß daher der Abstieg eingeleitet werden. Das Ventil wird gezogen; pfeifend strömt etwas Gas aus dem Ballon, und er sinkt rasch bis auf die Wolkenoberfläche. Hier schwimmt der von den Sonnenstrahlen stark erwärmte Ballon auf den kalten Wolken wie ein Schiff auf welligem Wasser, bis ihn erneutes Ventilziehen ganz in die Wolken eintauchen läßt. Wir kommen wieder durch das Schnee— gestöber und den kalten Nebel. Plötzlich zerreißt dieser, und wir sehen eine unbekannte Landschaft unter uns. Jeßt erst merken wir, wie rasch der Ballon fällt; denn wir haben den Eindruck, daß uns die Erde eut— gegenstürzt. Wir werfen ein wenig Ballast aus, um die Fallgeschwindig⸗ keit zu verringern; denn die Gegend ist zur Landung günstig: ebene Wiesen, niedriges Strauchwerk, ein kleines Dorf. Schon legt sich das hundert Meter lange Schlepptau auf die Erde und erleichtert den Ballon. Schon haben uns Leute bemerkt und eilen herbei. Noch einmal ziehen wir das Ventil; der Korb schlägt heftig auf die Erde, und die Schleif⸗ fahrt beginnt. Der Ballon hat nicht mehr die Kraft zu steigen, aber der Wind bläht die schlaffe Ballonhülle zu einem riesigen Segel auf und schleift die Gondel in großen Sprüngen über Wiesen und Äcker. Dies ist für den Luftschiffer der gefährlichste Teil der ganzen Fahrt. Nach wenigen Minuten ist es dem Führer gelungen, so viel Gas ausströmen zu lassen, daß der Ballon in sich zusammenfällt. Die Fahrt ist beendet. 6. Hilfreiche Leute strömen nun von allen Seiten herbei, neugierig das wunderbare Fahrzeug und seine Einrichtung anstaunend. Das Einpacken geht dank der Unterstützung zahlreicher Leute schnell vonstatten. Das Netz wird abgezogen, zusammengelegt und in dem Korbe untergebracht; die Hülle wird zuerst flach ausgebreitet und dann wie ein Mantel zusammen⸗ gerollt. Schließlich sind aus dem ganzen Ballon zwei mächtige Pakete geworden, die bequem auf einem Leiterwagen unterzubringen sind. Nach— dem sich die Ballonfahrer von den Strapazen der Reise erholt haben, lassen sie sich an die nächste Eisenbahnstation bringen, um in bequemerer, wenn auch weniger anregender Fahrt nach Hause zurückzukehren. Dr. Retnhold Süring. Griginalartikel.)