156 Sofort werden nun die Gewehre zusammengesetzt, und während der Kommandeurruf die Herren Offiziere zur Kritik bescheidet, dürfen sich die Mannschaften zum erstenmal an diesem heißen Tage für ein Stündchen der wohlverdienten Ruhe überlassen, und sie machen von dieser Erlaubnis ausgiebigen Gebrauch. Dann heißt es noch einmal: „Das Gewehr über! — Ohne Tritt marsch!“ Nun weiß man aber, daß es nicht mehr lange dauern kann. Wenn man nicht gerade das Pech hat, auf Vorposten zu kommen, geht es in die Quartiere, falls solche vorgesehen sind, oder wenigstens doch ins Biwak. 3. Auch dort gibt es ja noch mancherlei zu tun. Die Kochlöcher müssen gegraben, die Manöverbedürfnisse empfangen und verteilt und die Zelte aufgeschlagen werden. Die berittenen Truppen haben überdies noch für ihre Pferde zu sorgen, eine nicht geringe Mühe, die von den nichtberittenen und müdegelaufenen Vaterlandsverteidigern immer sehr wohltuend als ge— rechter Ausgleich empfunden wird. Im Vergleich zu den Strapazen, die man hinter sich hat, sind das alles aber nur Kleinigkeiten. Wenn man überdies erst etwas Vernünftiges im Magen hat, verschmerzt man schnell alle Mühsal und Beschwerden und sieht die Welt mit ganz andern Augen an. Bald entfaltet sich nun das bunte, fröhliche Treiben des Lagerlebens. Der Marketender ist gerade rechtzeitig herangekommen. Ein Fäßchen nach dem andern wird angezapft; vergessen sind die Mühen des Tages. Es wird gescherzt, gelacht, geplaudert und ein schönes Soldatenlied nach dem andern in die stille Abendluft hinausgeschmettert. — A Nur die Vorgesetzten haben meist noch keine Zeit, sich der Erholung hinzugeben. Der Kommandeur sucht sich auf dem laufenden zu erhalten. Er kann sich nicht mit gutem Gewissen zur Ruhe legen, bevor er nicht weiß, was rings um ihn her vorgeht, um daraus schließen zu können, was morgen passieren wird, und wessen er sich zu versehen hat. Bis in die Vorpostenkette schickt er nötigenfalls seine Offiziere vor, um auch über die Bewegungen und Vorkehrungen des Feindes nach Möglichkeit unter— richtet zu sein. Ebenso eifrig ist auch der Herr Kompagniechef noch am Werk. An irgend einem stillen Plätzchen versammelt er seine Offiziere und Unteroffiziere um sich, um mit ihnen die Vorkommnisse des Tages zu besprechen, zu belehren, zu ermahnen und neue Befehle und Verhaltungs— maßregeln zu geben; denn er fühlt die Last der Verantwortlichkeit schwer auf seinen Schultern ruhen. Endlich aber hat auch der Vorgesetzte sein Tagewerk vollbracht, und wenn dann der Zapfenstreich verklungen und das Gebet gesprochen ist, zieht sich alles zum Schlummer zurück, von dem man freilich nie wissen