248 — den sonderbaren Hauben. AÄngstlich weicht es vor dem Arzt zurück, der im weißen Operationsrock mit den aufgestreiften Ärmeln seinem kleinen Herzen Furcht einflößt. Das freundliche Zureden der Schwestern gibt ihm aber bald Ver— trauen und Ruhe. Geduldig läßt sich das Kind in das kleine Stübchen betten, das neben Schwester Doras Krankensaal liegt. 7. „Ich habe das Meine getan,“ sagt der Arzt mit leuchtendem Blick, „jeßt hängt alles von der Pflege und Wartung ab. Ansteckungs— gefahr ist nicht vorhanden, also braucht keine Schwefter mit dem Kinde isoliert zu werden wie bei Diphtheritis. Teilen Sie sich die Wache ein, wie Sie wollen. Nur sorgen Sie, daß der Inhalationsapparat Tag und Nacht in Tätigkeit bleibt.“ Damit geht er. „Darf ich die erste Hälfte der Nacht wachen, Schwester Elisabeth?“ fragt die junge Schwester bittend. Freundlich sieht die ältere Diakonisse in das frische Gesicht. „Wird es Ihnen nicht zuviel werden nach Ihrer Tagesarbeit, liebes Kind?“ „O nein, ich halte es schon aus. Die andern Schwestern sind ja auch müde“, erwidert Dora eifrig. Aber trotz ihres guten Willens muß sie tüchtig gegen den Schlaf kämpfen, und mancher tiefe Seufzer hebt ihre Brust, während sie in der Stille der Nacht am Bettchen des schlafenden Kindes sitzt und den feuchten Dampfstrom beobachtet, der aus der kleinen Maschine fortgesetzt die künst⸗ liche Offnung der Luftröhre trifft. Ach, die Zeit, die am Tage so schnell verrinnt, dehnt sich jetzt endlos aus. Aber alles hat ein Ende. Schließlich schlägt es halb zwei, und eine andre Schwester erscheint zur Ablösung. „Sie schläft so sanft,“ sagt Schwester Dora flüsternd, „hoffentlich bringen wir die Kleine durch · „Gott gebe es! Aber nun schnell zu Bette, Dorchen. Sie haben nur ein paar Stunden Zeit zum Schlafen.“ Ja, es sind nur ein paar Stunden, bis der Tag wieder zu neuer Arbeit ruft. Aber wie süß schläft es sich in diesen nach einer so reichen Tätigkeit! „Es ist doch der schönste Lebensberuf; ich möchte keinen andern, so— lange mir der Herr Kraft verleiht“, denkt die junge Diakonisse, während sich ein tiefer, traumloser Schlummer auf sie herabsenkt. Benina Tolksdorf. (Originalartikel.) 7