29 2 daß die Germanen weiche und harte Seife hätten. Die erste Seife wurde aus Fett und Holzasche hergestellt man nahm dazu zuerst Ziegenfett, dann Rindstalg. Heutzutage gebraucht man beides zu andern Dingen und verwendet Palmöl und Kakaobutter, Kokosöl, Rühöl, Pferdefett, Schmalz, Baumöl, Tran, kurz alle möglichen Fette und Ole, die in den Handel kommen. Afrika besonders hat einen großen Reichtum an allen Pflanzenölen, die zur Bereitung von Seifen verwertet werden, und unsre Kolonien liefern Kokosöl, Palmkern-, Sesam- und Baumwollsamenöl. 4. In früheren Zeiten kochte jede Hausfrau ihren Bedarf an Seife selbst, wozu sie alle Fettreste ihres Hausstandes verwandte. Sie ließ das Fett eine lange Zeit kochen und klärte es dann mit Holzasche oder Lauge. So kochten die Ritterdamen auf den Burgen, die Kauf— mannsfrauen in den Städten ihre Seife. Selbst Fürstinnen verschmähten es nicht, vor dem offenen Feuer zu stehen und mit dem Holzlöffel den Brei umzurühren, den sie zum Reinmachen ebenso nötig hatten wie wir. Alerdings hatten sie nicht so häufige Wäschen, wie sie heutzutage zum Schrecken der Hausfrauen vorkommen; denn so viele Servietten, Fenster⸗ vorhänge, Manschetthemden, Stehkragen und gestärkte Kinderkleider gab's vor einigen hundert Jahren noch nicht. Selbst die Bettücher, die wir doch nicht entbehren möchten, sind eine neuere Mode. Aber Zinn- und Holz⸗ teller, Becher und Löffel mußten blitzblank gehalten werden, wie die weißen Fußböden und Holztreppen. Da tat denn die gekochte Seife, ob sie gleich eine gelbbraune Farbe hatte und gar nicht appetitlich aussah, gute Dienste. Sie ward auch für die schmutzigen Menschengesichter und Hhände ver— wendet; denn sie war milde und fetthaltig, besser als heutzutage manches Stück schöngefärbter Seife. 5. Erst im vorigen Jahrhundert begann die eigentliche kunstgerechte Bereitung der Seifen. Fabriken entstanden, die nach den neusten chemischen Erfindungen die Ole und Fette mit Soda so reinigten, daß die Seifenmasse weiß ward. Ihr dann später eine beliebige Farbe zu geben, ist für den geschickten Seifensieder ebensolche Kleinigkeit, wie der Seife einen besondern Wohlgeruch zu verleihen. Wenn wir uns Veilchen-, Rosen⸗, Mandel- oder Honigseife kaufen, so ist die Zusammen— setzung der Seife immer dieselbe, und nur Geruch und Farbe sind ver— schieden. Durch derartige Zusätze wird jedoch der eigentliche Wert der Seife stets vermindert; am besten reinigt die geruchlose, weiße Wasch— seife. — Zu einer Seifenfabrik gehört heutzutage nicht nur ein Fett⸗ kessel, wie ihn ehemals jede Hausfrau besaß, sondern Dampfmaschinen, Zentrifugen, ungeheure Kessel und vor allem ein chemisches Laboratorium, in dem die Vorarbeiten und chemischen Untersuchungen vorgenommen werden. Die kostbarsten Dle und schönsten Essenzen finden ihre Ver— wendung in einer großen Seifenfabrik zusammen mit Jassern voll Kokos⸗ fett. Mancher ernsthafte Mann studiert jahrelang über einer neuen Seife