— 4. Noch stehn die Fechter alle stumm, tritt keiner aus den Reih'n; der blinde König kehrt sich um: „Bin ich denn ganz allein?“ Da faßt des Vaters Rechte sein junger Sohn so warm: „Vergönn mir's, daß ich fechte! Wohl fühl' ich Kraft im Arm.“ 5. „O Sohn, der Feind ist riesenstark, ihm hielt noch keiner stand. Und doch! in dir ist edles Mark, ich fühl's am Druck der Hand. Nimm hier die alte Klinge! Sie ist der Skalden Preis; und fällst du, so verschlinge die Flut mich armen Greis!“ 6. Und horchl es schäumet und es rauscht der Nachen übers Meer. Der blinde König steht und lauscht, und alles schweigt umher, bis drüben sich erhoben der Schild' und Schwerter Schall und Kampfgeschrei und Toben und dumpfer Widerhall. 7. Da ruft der Greis so freudig bang: „Sagt an, was ihr erschaut! Mein Schwert lich kenn's am guten Klang), es gab so scharfen Laut!“ „Der Räuber ist gefallen, er hat den blut'gen Lohn. Heil dir, du Held vor allen, du starker Königssohn!“ 8. Und wieder wird es still umher, der König steht und lauscht: „Was hör' ich kommen übers Meer? Es rudert, und es rauscht.“ „Sie kommen angefahren, dein Sohn mit Schwert und Schild, in sonnenhellen Haaren dein Töchterlein Gunild.“ 9. „Willkommen!“ ruft vom hohen Stein der blinde Greis hinab — „nun wird mein Alter wonnig sein und ehrenvoll mein Grab. Du legst mir, Sohn, zur Seite das Schwert von gutem Klang; Gunilde, du Befreite, singst mir den Grabgesang!“ Pudwig Uhland. 227. Germanischer Vanderzug. 1. Im ersten Morgenlichte standen die Vagen mit Saatkorn und Hausrat bepackt. über dem festen Bohlengefüge spannte sich die Decke von Leder. Die gejochten Rinder brüllten. Frauen und kinder trieben das Herdenvieh hinter den Vagen zusammen, und große Hunde, die treuen Begleiter der Fahrt, umbellten das Fuhr- werk. Die Geschlechtsgenossen und Nachbarn trugen zum Abschiede herzu, was als Reisekost diente oder ein Andenken an die Heimat sein konnte. Durchaus nicht fröhlich war der Abschied, auch dem mutigen Mann bangte heimlich vor der Zukunft. Var das neue Land auch nicht endlos weit, fast allen war es unbekannt, und un- sicher war, ob die Götter der Heimat auch dort Schutz gewährten, und ob nicht schädliche Vürmer und Elbe Vieh und Saat zerstören wollten oder feindliche Männer die Höfe abbrennen. Auch die