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Sofort werden nun die Gewehre zusammengesetzt, und während
der Kommandeurruf die Herren Offiziere zur Kritik bescheidet, dürfen sich
die Mannschaften zum erstenmal an diesem heißen Tage für ein Stündchen
der wohlverdienten Ruhe überlassen, und sie machen von dieser Erlaubnis
ausgiebigen Gebrauch.
Dann heißt es noch einmal: „Das Gewehr über! — Ohne Tritt
marsch!“ Nun weiß man aber, daß es nicht mehr lange dauern kann.
Wenn man nicht gerade das Pech hat, auf Vorposten zu kommen, geht
es in die Quartiere, falls solche vorgesehen sind, oder wenigstens doch
ins Biwak.
3. Auch dort gibt es ja noch mancherlei zu tun. Die Kochlöcher müssen
gegraben, die Manöverbedürfnisse empfangen und verteilt und die Zelte
aufgeschlagen werden. Die berittenen Truppen haben überdies noch für
ihre Pferde zu sorgen, eine nicht geringe Mühe, die von den nichtberittenen
und müdegelaufenen Vaterlandsverteidigern immer sehr wohltuend als ge—
rechter Ausgleich empfunden wird. Im Vergleich zu den Strapazen, die
man hinter sich hat, sind das alles aber nur Kleinigkeiten. Wenn man
überdies erst etwas Vernünftiges im Magen hat, verschmerzt man schnell
alle Mühsal und Beschwerden und sieht die Welt mit ganz andern Augen
an. Bald entfaltet sich nun das bunte, fröhliche Treiben des Lagerlebens.
Der Marketender ist gerade rechtzeitig herangekommen. Ein Fäßchen nach
dem andern wird angezapft; vergessen sind die Mühen des Tages. Es
wird gescherzt, gelacht, geplaudert und ein schönes Soldatenlied nach
dem andern in die stille Abendluft hinausgeschmettert. —
A Nur die Vorgesetzten haben meist noch keine Zeit, sich der Erholung
hinzugeben. Der Kommandeur sucht sich auf dem laufenden zu erhalten.
Er kann sich nicht mit gutem Gewissen zur Ruhe legen, bevor er nicht
weiß, was rings um ihn her vorgeht, um daraus schließen zu können,
was morgen passieren wird, und wessen er sich zu versehen hat. Bis in
die Vorpostenkette schickt er nötigenfalls seine Offiziere vor, um auch über
die Bewegungen und Vorkehrungen des Feindes nach Möglichkeit unter—
richtet zu sein. Ebenso eifrig ist auch der Herr Kompagniechef noch am
Werk. An irgend einem stillen Plätzchen versammelt er seine Offiziere
und Unteroffiziere um sich, um mit ihnen die Vorkommnisse des Tages
zu besprechen, zu belehren, zu ermahnen und neue Befehle und Verhaltungs—
maßregeln zu geben; denn er fühlt die Last der Verantwortlichkeit schwer
auf seinen Schultern ruhen.
Endlich aber hat auch der Vorgesetzte sein Tagewerk vollbracht, und
wenn dann der Zapfenstreich verklungen und das Gebet gesprochen ist,
zieht sich alles zum Schlummer zurück, von dem man freilich nie wissen