52 Angeber, denen der Bürger aus dem Wege ging. Seit den letzten Tagen wußte man, daß der Kaiser selbst von seinem Heer geflohen war. In offenem Schlitten, nur einen Begleiter neben sich, war er verhüllt, als Herzog von Vicenza, Tag und VNacht durch preußi⸗ sches Cand gefahren. Am 12. Dezember war er um acht Uhr abends in Glogau angelangt, dort hatte er eine Stunde geruht, und war um zehn Uhr in grimmiger Kälte aufgebrochen. Am nächsten Morgen war er zu Hainau in der alten Burg eingefahren, wo damals der Posthof war. Dort hatte die entschlossene Post⸗ meisterin Gramsch ihn erkannt, in ihrer Uüche mit den Löffeln ge⸗ schlagen und geschworen, ihm keinen Tee zu gönnen, sondern einen anderen Trank zu brauen. Durch die ängstlichen Vorstellungen ihrer Umgebung war sie endlich bis auf Kamillentee erweicht worden, den sie mit hartem Fluch in die Uanne goß. Er hatte doch getrunken und war weiter gejagt, auf Dresden zu. Jetzt war er in Paris angekommen; man las in den Zeitungen, wie glück⸗ lich Paris war, wie zärtlich ihn seine Gemahlin und sein Sohn begrüßt hatten, wie wohl sich der Kaiser befinde, und daß er be⸗ reils am 27. Dezember die schöne Oper „Das befreite Jerusalem“ angehört habe. Und man las weiter, daß die große Armee trotz Ungunst der Jahreszeit doch noch in furchtbaren Massen über Preußen zurückkehren solle, und daß der Kaiser von neuem rüste. Aber man las auch von der Untersuchung gegen General Mallet. Und man wußte, wie frech sich die Lüge in den französischen Fei⸗ tungen breitete. Man sah, was von der großen Armee übrig war. In den ersten Tagen des Jahres fielen die Schneeflocken; weiß wie ein Ceichentuch war die Candschaft. Da bewegte sich ein langsamer Zug gerãäuschlos auf der CLandstraße zu den ersten Häusern der Vorstadt. Das waren die rückkehrenden Franzosen. Sie waren vor einem Jahre der aufgehenden Sonne zugezogen mit Trompetenklang und Trommelgerassel, in kriegerischem Glanz und empörendem übermut. Endlos waren die Truppenzüge gewesen, Tag für Tag ohne Aufhören hatte sich die Masse durch die Straßen der Stadt gewälzt, nie hatten die Ceute ein so ungeheures Heer gesehen, alle Hölker Europas, jede Art von Uniformen, Hunderte von Generälen. Die Riesenmacht des Kaisers war tief in die Seelen gedrückt, das militärische Schauspiel mit seinem Gepränge und seinen Schrecken füllte noch die Phantasie. Aber auch die unbestimmte Erwartung eines furchtbaren Verhängnisses. Einen Monat hatte der endlose Durch⸗