— 128 — Rauscht es nicht von fernem Sichel klang? Sang es drinnen nicht von Schnitterfang? hörtest nicht den Wind auf fernen höhn lustig sausend du die Flügel drehn? hörtest nicht die Wasser aus den kühlen Tälern singen du von Rädermühlen? Nun im Korn sich Traum mit Traum verwebt, leise nun verhallt's da und verfchwebt in ein fein Gesumm von Orgelklingen, drein ihr Danklied die Gemeinden singen. Rückt die Lonne rot der Grde zu, wird im Korne immer tiefre Ruh, und der liebe Wind hat's eingewiegt, wenn die Mondnacht schimmernd drüber liegt. Wie von warmem Brot ein lauer Duft zieht mit würz'gen Wellen durch die Luft. 78. Sommernacht. Gottfried Keller. Gesammelte Gedichte. Stuttgart 1908. 22. Stuft. 1. Sb. ©. 26. 1. Es wallt das Korn weit in die Runde, und wie ein Meer dehnt es sich aus; doch liegt auf seinem stillen Grunde nicht Scegewürm noch andrer Graus; da träumen Blumen nur von Kränzen und trinken der Gestirne Schein, o goldnes Meer, dein friedlich Glänzen saugt meine Seele gierig ein! 2. In meiner Heimat grünen Talen da herrscht ein alter schöner Brauch: Wann hell die Sommersterne strahlen, der Glühwurm schimmert durch den Strauch,