2. Du sollst den Felertag heiligen! 17 Werkstatt, und außerdem, wenn einer fortginge, könnten sie alle fortgehen, und dann stände das Geschäft still.“ — „Aber ohne Gottes Wort verkomm ich,“ sagte der Gesell, „und es geht einmal nicht mehr. Ihr wißt, faul bin ich nicht, und Euern Schaden will ich auch nicht; aber was nicht geht, das geht nicht. Und wofür bin ich ein Christ, wenn ich keinen Sonntag habe?“ Dem Meister kam das wunderlich vor, und er hatte schon ein Wort von Narrenpossen und dergleichen auf der Zunge. Wie er aber dem ehrlichen Gesellen ins Gesicht sah, besann er sich und sagte: „Nun, meinet— halben, geh in die Kirche, soviel du willst. Aber eins beding' ich mir aus: wenn viel zu thun ist, mußt du auch am Sonntage auf dem Platze sein.“ — Wer war froher als unser Gesell! Am nächsten Sonntage zieht er seinen blauen Rock an, nimmt das Gesangbuch unter den Arm und geht in die Kirche. Solch einen schönen Tag hat er lange nicht gehabt; ihn hat die Predigt und der Gesang ganz aufgeweckt, und unser Grob— schmied war so munter wie ein Vogel. Nun vergeht die Woche, und als der Sonntag kommt, sagt der Meister; „Gesell, es ist viel zu thun; heut mußt du in der Werkstatt sein.“ — „Gut,“ sagt der Gesell, „wenn's nicht anders sein kann.“ — Den nächsten Sonntag sagt der Meister wiederum: „Es ist viel zu thun,“ und so auch den dritten. Als aber nach dem dritten Sonntage der Gesell den Wochenlohn bekam, fünf Thaler und fünfundzwanzig Silbergroschen, wie es ihm zukam, da spricht er: „Das ist zu viel!“ und schiebt die fünfundzwanzig Silbergroschen zurück. „Warum?“ fragt der Meister, „es ist für die sieben Tage.“ — Aber der Gesell spricht: „Nein, ich hab's mir bedacht, und für den Sonntag nehme ich kein Geld mehr; denn der Sonntag ist nicht zum Geldverdienen da, und wenn ich am Sonntage arbeite, so geschieht's Euch zuliebe, und Geld will ich dafür nicht.“ Da sah der Meister den Gesellen groß an; und seit dem Tage war die Schmiede jeden Sonntag verschlossen und weder Hammer noch Blasebalg mehr zu hören. Merke: Man soll unserm Herrgott nicht sein drittes Gebot stehlen; und wer in die Kirche will, der findet den Weg schon. e— 19. Der Mann im Monde. Vor alten Zeiten ging einmal ein Mann am lieben Sonntagmorgen in den Wald, haute sich Holz ab, eine große Welle, band sie, steckte einen Stock hinein, huckte die Welle auf und trug sie nach Hause zu. Da begegnete ihm unterwegs ein hübscher Mann in Sonntags— kleidern, der wollte in die Kirche gehen. Er blieb stehen, redete den G. Hirts Deutsches Lesebuch. Ausg. 2. 11. 2