165 131. Keiy und Winter. _ 1. Geschlichen kommt der Winter, ein wankender Greis am Stab; gesprungen kommt dahinter der Lenz, ein lächelnder Knab'. _ 2. Die Fluren verklärt geschwinde rin Blick aus des Knaben Aug', und Lüftchen, duftig und linde, sind seines Mundes Hauch. 3. Wo rastend steht ein Weilchen sein leicht beschwingter Fuß, da blicken hervor die Veilchen und winken wie zum Gruß. 4. Da bleibt der Alte stehen, gestützt auf seinen Stab: „Wer wagt's, mir nachzugehen? Wer bist du, frecher Knab'? 5. Sprich, wer hat dich geheißen, die Blumen hier zu streu'n? Willst mir mein Reich entreißen? Wart' nur, es soll dich reu'n l" 6. Und er schüttelt die weißen Locken, nur wenig ihm blieben sind, die flattern als letzte Flocken noch hin und her im Wind. 7. Und wie der Knab' ihm lächelt so mild ins Angesicht, sein Oden: ihn warm umfächelt, da trägt er's länger nicht. 8. Er kann nicht widerstreiten, still grollend zieht er fort; nun endlich wird er schreiten wohl heimwärts in den Nord. A. Schutts. 132. Meilsnachtsftst 1. Der Winter ist gekommen und hat hinweggeuommcn der Erde grünes Kleid; Schnee liegt auf Blütenkeimen, kein Blatt ist an den Bäumen, erstarrt die Flüsse weit und breit. 2. Da schallen plötzlich Klänge und frohe Festgesängc hell durch die Winternacht. In Hütten und Palästen ist rings in grünen Asten ein bunter Frühling aufgewacht. 3. Wie gern doch seh' ich glänzen mit all' den reichen Kränzen den grünen Weihnachtsbaum, dazu der Kindlein Mienen, von Licht und Lust beschienen! Wohl schönste Freude gibt es kaum! 4. Da denk' ich jener Stunde, als in des Feldes Runde die Hirten sind erwacht, geweckt von Glanzgefunkel, das durch der Bäume Dunkel ein Engel mit herabgebracht. 5. Und wie sic da nach oben den Blick erschrocken hoben und sah'n den Engel steh'n, da staunten sie wohl alle, wie wenn zum erstenmale die Kindlein einen Christbaum seh'm 6. Ist groß schon das Entzücken der Kinder, die erblicken, was ihnen ward beschert: wie haben erst die Kunde dort aus des Engels Munde die frommen Hirten angehört!