240 I Obgleich Ägypten jetzt nicht mehr in der Blüte steht, wie zur Zeit der Pharaonen, so ist es doch noch eines der bevölkertsten Länder der Erde. Auf einem Gebiete von der Größe der Rhein¬ provinz, die vier Millionen Einwohner zählt, besitzt es deren sieben Millionen. In unseren Tagen hat das Nilland abermals an Bedeutung gewonnen, nachdem an seiner Ostgrenze seit 1860 der Suezkanal eröffnet ist, welcher das mittelländische und rote Meer miteinander verbindet. Für die Niederlassungen an dieser wichtigen Wasserstraße ist der Nil unentbehrlich. Ein Kanal aus seinem östlichen Mündungsarme führt ihnen das sonst nirgends erreichbare Trinkwasser zu. Wie im grauen Altertume, so bildet der merkwürdige Fluß auch heute noch eine Quelle des Segens für nahe und ferne Völker. Nach Buchholz und H. Guthc-Wagner. 174. Der Kaffee. In Arabien und Ägypten war der Kaffee als Genußmittel schon um die Mitte des 15. Jahrhunderts allgemein im Gebrauch. Trotz wiederholter Verbote breitete sich die Gewohnheit, Kaffee zu trinken, allmählich nach Westen aus. Gegen Ende des 1?. Jahrhunderts eröffnete man auch in Deutschland hier und da Kaffeehäuser. Nach weiteren 100 Jahren war der Kaffee bereits in das entlegenste Dörfchen eingezogen, und heute dampft der beliebte Trank im prunk¬ vollen Palaste wie in der ärmlichen Hütte. — Ein eigentliches Nahrungsmittel ist der Kaffee nicht, wohl aber bietet er uns ein Labsal, das die ermatteten Kräfte bald-wieder hebt und gegen gänz¬ liche Ermüdung schützt. So zuträglich indes ein mäßiger Genuß des Kaffees ist, so nachteilig kann er der Gesundheit werden, wenn er allzuhäufig, namentlich aber, wenn er zu stark genossen wird. Äls Heimat des Kasfeebaumes hat man lange Zeit Arabien angesehen; indessen steht nunmehr außer Zweifel, daß er aus Abes¬ sinien in Afrika stammt, wo er jetzt noch wild wächst. Von hier aus wurde er nach dem benachbarten Arabien verpflanzt und gedieh dort vortrefflich. Die Holländer brachten ihn aus dem südwestlichen Arabien nach Java, sowie anderen ostindischen Inseln und erzielten bald so ergiebige Ernten, daß sie anfangs ganz Europa mit Kaffee versahen. Ängstlich suchten sie zu verhüten, daß ein anderes Volk in Besitz dieses einträglichen Handelsartikels komme. Allein im Jahre 1713 gelangte ein Kasfeebäumchen in ein Amsterdamer Treib¬ haus, und von hier aus erhielt später der König von Frankreich