241 und die Riesengrösss aller sie umgebenden Gegen- stande verkleinern sie mit jedem Augenblicke mehr, indem jene mit dem Entbrennen der Lampen wachsend hervortreton. Sobald dié Lampen sich entzündet haben, verschwinden die Befestigungen, an denen das Kreuz hängt, vor dem Glanze und dasselbe scheint frei in dem hochgewölbten Raume zu schweben. Dieser An— blick ist dinzig in seiner Art; der Zauber des Lichtes, das allmählich alle Hallen, alle Seitengänge des un— geheuern Gebaudes erhellt, ist unvergleichbar. Obwobl nun ganze Scharen von Betenden und von Neugierigen sieh dureh die Kirche hinbewegen und natürlseb den in der Mitte der Kuppel stebenden Hochaltar um-— lagern, so entsteht doch kein eigentliches Gedränge; ein solehes wird in diesem ungeheuern Raume nieht mõöglich. Aber auch an voltlichen Pestlichkeiten feblt es in Rom nicht und über alle Massen grolsartig ist der Karnöval. Balkone, FVenster, Gerüsste werden mit Teppichen behängt; bei eintretender Nacht werden die Hauser beleuchtet; die Kutscher stecken WVachs- Korzen an den Rand ihrer Kutschen; die in denselben sitzenden Prauen halten Kerzen in den Händen; manche Fussganger tragen förmliche Lichterpyramĩden auf dem Kopfe; andere haben ihre Lichter auf Robre gesteckt, wolche bisweilen die Hõhbe von 2—3 Stock werken erreichen. Alles ist auf den Strassen und auf dem Korso wird das Gedränge so stark, dass sioh niemand mehr von seinem Platze zu rübren vermag. Die Warme so vieler Menschen, so vieler Lichter, der Dampf der immer wieder ausgeblasenen und neu an— gezündeten Rerzen, das Geschrei so vieler Menschen, dio um so heftiger brũllen, je weniger sie ein Glied rühren können, machen zuletzt selbst den gesundesten Sinn schvindeln. 158. Der Löwe in Ilorenz. „Der Löw' ist los! der Löw' ist frei! Die ehernen Bande riß er entzwei! — Zurück! daß ihr den vergeblichen Mut Nicht schrecklich büßet im eigenen Blut!“ — Lesebuch für Oberklassen. * 8216