129 „Siehst du, dort kommt ein Mensch; auf den mußt du los¬ gehen; ich aber will mich fort in meine Höhle machen." Der Wolf ging nun auf den Menschen los. Als der Jäger ihn erblickte, sprach er: „Es ist schade, daß ich keine Kugel geladen habe," legte an und schoß dem Wolfe das Schrot ins Gesicht. Der Wolf verzog das Gesicht gewaltig; doch ließ er sich nicht schrecken und ging vorwärts; da gab ihm der Jäger die zweite Ladung. Der Wolf Verbiß den Schmerz und rückte dem Jäger doch zu Leibe. Da zog dieser seinen Hirschfänger und gab ihm links und rechts ein Paar Hiebe, daß er blutend und heulend zu dem Fuchse zurücklief. „Nun, Bruder Wolf," sprach der Fuchs, „wie bist du mit dem Menschen fertig geworden?" „Ach," antwortete der Wolf, „so habe ich mir die Stärke des Menschen nicht vorgestellt; zuerst nahm er einen Stock von der Schulter und blies hinein; da flog mir etwas ins Gesicht, das hat mich ganz entsetzlich gekitzelt. Darnach pustete er noch einmal in den Stock; da flog mir's um die Nase, wie Blitz und Hagelwetter, und als ich ganz nahe kam, da zog er eine blanke Nippe aus dem Leibe; damit hat er so auf mich los¬ geschlagen, daß ich beinahe tot wäre liegen geblieben." „Siehst du," sprach der Fuchs, „was für ein Prahlhans du bist; du wirfst das Beil so weit, daß du es nicht wieder holen kannst." (Grimm., 123. Abschied der Wöget. Wie war so schön doch Wald und Feld I Wie ist so traurig jetzt die Welt I Hin ist die schöne Sommerszeit, Und nach der Freude kam das Leid. N)ir wußten nichts von Ungemach; Wir saßen unterm Laubesdach vergnügt und froh beim Sonnenschein Und sangen in die Welt hinein. Lesebuch für Mttelllassen. 8. 9