263 solchen Jahre ruhen. Nirgends im Lechfelde begegnet unser Auge einer erfrischenden Quelle, einem murmelnden Bächlein oder einem schlammigen Teiche. Die Eintönigkeit der Gegend zu erhöhen, liegt die Straße schnurgerade vor uns, so daß wir trotz tüchtigen Vorwärts- schreitens den beiden schlanken Kirchtürmen von Königsbrunn, die wir schon lange vor uns sehen, kaum merklich näher kommen. Das einzige, woran sich unser Auge weiden kann, ist der herrliche Alpenkranz, der sich im Hintergründe des Land¬ schaftsbildes erhebt. Das Dorf Köuigsbrunn, welches sich in einer Länge öon mehr als einer Stunde zu beiden Seiten der Landstraße hinzieht, verdankt seinen Namen einem Brunnen, den König Ludwig I. zur Erquickung der Wanderer (1833) hier anlegen ließ. Königsbrunn ist eine Kolonie (Ansiedelung), mit deren Bau 1836 begonnen wurde. Die Bewohner sind Abkömmlinge der verschiedenen bayerischen Volksstämme. Zwischen den von häufigen Stürmen beschädigten Bäumen der Landstraße kommen wir nun in die Soldatenstadt: Lager Lechfeld. In schnurgeraden Reihen stehen hier über hundert Baracken, an deren Erbauung jene Franzosen mithalfen, die im Jahre 1870 und 1871 hier in großer Anzahl (20000) ge¬ fangen gehalten wurden. Diese Baracken sind niedrige, schmale, lange Gebäude mit großen Wohn- und Schlafräumen für das Militär. Dazwischen liegen die Wohnungen und Speise¬ anstalten für die Offiziere, die Küchen, Stallungen, Brunnen, Gebäude für Heu- und Habervorräte und die Kantinen oder Svldatenwirtschaften. Sehen wir uns hier das Leben und Treiben ein wenig an! Da spielt Musik; dort foinmt eine Abteilung Artillerie soeben von den Schießübungen zurück. Die Pferde werden aus¬ gespannt und versorgt, die Kanonen auf freiem Platze aufgestellt. Hier werden Waffen und Kleider gereinigt und in Ordnung gebracht, dort Erfrischungen herbeigetragen. Eine andere Abteilung Kanoniere fährt zu den Schie߬ übungen. Wir folgen ihr. Östlich vom Lager sind Erdwälle auf¬ geworfen, tiefe Gräben gemacht und hölzerne Gebäude, Wände als