264 Schußziele aufgeführt; mehrere Drahtleitungen sind über die Ebene gespannt. Die Soldatenabteilung, der wir gefolgt sind, ist in geringer Entfernung von uns abgesessen. Wir bleiben stehen; denn ein weiteres Vordringen ist nicht erlaubt. Laut tönen Befehle und Signale zu uns herüber. Da zucken Feuer¬ garben aus den Kanonenschlünden; Rauchwolken wirbeln empor, und der Donner der Geschütze schlägt an unser Ohr. Ein, zwei und drei Kilometer gegen Norden sind teils feststehende, teils be¬ wegliche Scheiben aufgestellt, welche den Feind oder seine Bollwerke darstellen, und welche getroffen werden sollen. Doch das herr¬ lichste Schauspiel genießt man erst bei Nacht, wenn diese Scheiben und Schußziele mit Raketen beleuchtet und dann beschossen werden. Das ist die Vorbereitung zum Kriege. Einmal ging es aber auf dem Lechfelde mit blutigem Ernste her. Das war am 10. August 955. An diesem Tage wurde durch den deutschen König Otto den Großen unter Bei¬ hilfe des Bischofs Ulrich von Augsburg den wilden Ungarn alle Lust zu weiteren Raubzügen nach Deutschland vertrieben. Gegen Westen liegt hart an der Lechfeldbahn das Kloster Lechfeld, gegründet von einer frommen Freifrau von Jmhof. Kein Armer geht unbeschenkt an der Klosterpforte vorüber. Weiter nach Westen finden wir deutliche Spuren einer Römer¬ straße, die aber gegenwärtig nur noch als Feldweg benützt wird. Eine Eigentümlichkeit der Lechfeldgründe sind die kleineren und größeren Kreisringe, auf denen alle Pflanzen in dunkel¬ grüner Färbung wachsen. Hier gedeiht der eßbare Maischwamm, dessen Verkauf eine nennenswerte Erwerbsquelle für die ärmeren Bewohner der Gegend bildet. Der südlichste Teil des Lechfeldes wird durch die Eisen¬ bahnlinie München-Buchloe durchschnitten. Bald erreichen wir bei Landsberg das südliche Ende des Lechfeldes und damil auch das Ziel unserer Wanderung. Nun müssen wir die Heimreise entweder zu Fuß antreten oder die Eisenbahn benützen. Die Wahl scheint dir, liebes Kind, sicherlich nicht allzuschwierig. Was willst du wählen? (r. u.)