13. Der atte KiH. 125 König wendete sich an ihn, und jener gab ihm auf alle Fragen schnelle und gute Antwort. „Aber," sagte er, „Er hat ja noch keinen Bart!" — „Der Bart schlägt keinen Feind, Euer Majestät!" erwiderte der junge Soldat. — „Er ist der dritte Unteroffizier," sagte der König, „zeige Er aber bald, daß Er den Feind ohne Bart schlagen und auch Seine Untergebenen vernünftig anführen kann!" 2. Besondere Ehre erwies der König dem alten Zielen. Als er einst mit den Grenadieren seiner Garde bis in die späte Nacht marschiert war, ließ er endlich Halt machen und Feuer anzünden. Er selbst wickelte sich in seinen blauen Feldmantel und setzte sich auf einige Kloben Holz zum Feuer, um ihn und neben ihm seine Grenadiere. Nachher kam auch Zieten und setzte sich zum Könige. Beide, sehr müde, entschlummerten bald. Der König schlug jedoch die Augen öfters auf und bemerkte, wie Zieten von seinem Sitze heruntergesunken war, und wie ein Grenadier ihm ein anderes Holzscheit sanft unter den Kopf legte. Da sagte er leise: „Bravo, Grenadier, der alte Zielen ist müde!" Als bald darauf ein anderer Grenadier halb im Schlafe aufsprang, um sich beim Feuer seine Tabakspfeife anzuzünden, und dabei aus Unvorsichtigkeit an Zietens Fuß stieß, richtete sich Friedrich Plötzlich empor und sprach: „St! Grenadier, weckt mir den allen Zieten nicht auf, er ist sehr müde!" — Als Zieten einst an der könig¬ lichen Tafel zu Sanssouci einnickte, war der König sehr besorgt, daß ihn keiner störe. „Laßt ihn ruhig schlafen," sagte er, „er hat oft genug für uns gewacht." 3. Nicht bloß bei seinen Soldaten, sondern im ganzen Lande hieß der König der alte Fritz; denn er konnte gar leutselig mit dem gemeinen Manne umgehen. So oft er nach Potsdam ritt, traten die Bürger aus den Thüren und grüßten ihn ehrerbietig. Er erwiderte jeden Gruß, indem er den Hut abnahm. Stets lief eine Menge von Kindern und Buben vor und neben ihm her. Sie riefen ihm Lebe¬ hoch zu, warfen ihre Mützen jubelnd empor, wischten ihm auch wohl den Staub von den Stiefeln und trieben allerlei Poffen. Friedrich ließ sie nie in ihrer Freude stören. Aber einst machten fic's ihm doch zu arg. Er erhob seinen Krückstock und gebot ihnen drohend, in die Schule zu gehen. Die Buben aber riefen ihm jubelnd nach: „Ach, der will König sein und weiß nicht einmal, daß Mittwoch nachmittags keine Schule ist!" 4. Friedrich wußte durch Freundlichkell die Herzen aller, die ihn sahen, zu gewinnen. Als er einst von Schlesien nach Berlin reiste, drängte sich eine alle Frau dicht an den Wagen des Königs heran. „Was wollt Ihr?" ftagte der König sehr gnädig. „Nur das An¬ gesicht meines Königs sehen und nichts weiter," antwortete die Alte. Der König nahm einige Friedrichsdor aus der Tasche, gab sic ihr und sagte: „Seht, liebe Frau, auf diesen Dingern stehe ich viel beffer. Da könnt Ihr mich ansehen, so lange Ihr wollt. Jetzt aber hab' ich nicht Zeit, mich länger ansehen zu lasicn."