S9. 90 Wie viel besser hab' ich's dagegen! Nach jeder Weltgegend schaut eineêr von weinen vier Sparpfennigen und vill vir einen Weg bahnen, viele Meilen weit in die schöne Welt binein; und alle Striche der Mindrose dazwischen sind auch wein. Und also soll's denn auch gescheben. Ieh kann jetzt noch keine Arbeit nehmen; ich bin zu reieh! Nach Süden will ich wandern, bis der güdliche Thaler in meinem Rocke zu Ende geht; dann sehwenke ich naeh Osten, messe den Nord und kehre wich endlieh nach Weésten, dem Abende, dem neuen stillen Vinterquartier entgegen Ich komme mir vor, wie ein grober Herr. Vier Lhaler im Sackel eines Handwerksburschen sind wie die vier Bäder an einer Staatskarosse. NMein Stock spielt den Kutscher, mein Ranzen den Jãger hbintepauf. O frõöhblicherx Standl Nach Norden und Süden, Olu' alles Ermuden, Querũüber das Rinzehen, Zieht lustig das Prunzehen Weithin durch das Land! Seit gestern habe ieb einen Reisegefäbrten. In der Herberge vwar ein vildes, wüstes Treiben. Es wurde getanzt, gespielt und gelärmt die ganze Nacht hindureh. Ieh batte aus Menschenfurebt wieder einmal den Spruch vergessen: Stellet eueh dieser Welt nicht gleieh!“ — konnte es aber nicht lange aus- halten, schützte Müdigkéit vor und schlich mich still hinauf unters Dach. Der junge Gesell mit dem bleichen Gesichte und dem ab getragenen RMleide, der an nichts Tbeil nabm und von dem ich schon unten in der Nirthsstube die Blicke niecht wenden konnte, lag bereits auf der Streu; wie es schien, im festen Seblummer, Ich Konnte nicht einschlafen, verhbielt mich indeb still um meinen Kameraden nieht zu stören. Allein auch er schlef niebt; denn nach einer Neile erhob er sieb, ging bin, knie'te nieder, betete lange, lange, und so inbrünstig, dab ĩeb ihn weinen und mit Gewalt ein lautes Sehluchzen unterdrücken hörte. Iobh dachte an die Worte Davids: Ich schvemme mein Lager mit Thränen.“ Ach Herr, ieh spreche vobl aueb meinen Morgen— und Abendsegen, aber von solchen Gebeten weib ich noch wenig zu sagen. Von unten schallte der wüste Jubel herauf, an dem ieh eben noch Theil genommen, und übertönte zuweilen sein stilles Weinen. Mir fiel weine liebe, fromme Mutter ein; meine Seele er— regte sich in mir, ieh hätte mögen aufstehen und neben ihm nieder- knie'n, und weinte still mit. Endlich kehrte Jener zurück und legte sich vieder an meine Seite nieder. Ieh that, als ervachte iebh, und gab mieh mit ihm ins Gespräch. „Es ist ein seliges Erkennen,“ Leibt es in einem schönen Liede. Wir auch erkannten uns, daß vir einem Ziele zuwanderten. Ieh bot ibm an, dab wir mit einander reisen wollten. Mit beftigem Meinen erzäblte er vir, dab er ein entlassener Sträfling sei. 2