Weiber einander die Leinwand, zu der sie in den bösen drei Jahren oft mit ihren Thränen über den unseligen Zwist den Faden genetzt hatten. Und es war hohe Zeit, daß der Herr den Friedensboten erweckt hatte. Denn einige Wochen darauf verfiel der Bäcker unerwartet schnell in einen Nervenfieberschlaf und aus diesem nach wenigen lichten Augenblicken in den Todesschlummer. Gott gebe ihm eine fröhliche Urständ!) Karl Stöber. 24. Gottes Zucht. 1. Wenn alles eben käme, wie du gewollt es hast; und Gott dir gar nichts nähme und gäb' dir keine Last: Wie wär's da um dein Sterben, du Menschenkind, bestellt? Du müßtest fast verderben, so lieb wär' dir die Welt. 2. Nun fällt — eins nach dem andern — manch süßes Band dir ab, und heiter kannst du wandern gen Himmel durch das Grab. Dein Zagen ist gebrochen, und deine Seele hofft. — Dies ward schon oft gesprochen, doch spricht man's nie zu oft. Friedrich de la Motte Fonqué. 25. Geiz ist die VWurzel alles Übels. Die Jahre 1779, 80 und 81 waren Wasser- und Hungerjahre. Damals lebte in den Odergegenden ein Mann, dessen Feld war Höhben— land und hatte gut getragen. Und sein Gut war gross, so dass er eine gewaltige Masse von Roggen in der Scheuer und endlich auf dem Boden hatte. Hoch waren die Preise schon im Herbste. Mit dem Winter und dem EFrühjahre stiegen sie immer höher. Mancher Handelsmann klopfte an die Thür des Reichen, mancher Handwerker bettelte, er möchte ihm doch für gutes Geld ein Scheffelchen ablassen. Alle aber wurden ab— gewiesen mit der Antwort: „Ieh habe mir einen Satz gemacht; der Boden wird nicht eher geöffnet, bis der Scheffel acht Thaler kostet. Dabei bleibe ich!“ Und zum Zeichen hatte er an die Bodenthüre eine grosse schwarze 8 mit Kohle gemalt. Der Winter verging, der Mai kKam heran, und die Preise waren hoch gestiegen; denn die Fluten hatten grossen Schaden gethan. Am 7. Mai kam ein armer Leinweber, ein ehrlicher Meister aus dem Orte. 9) Urständ — Auferstehung.