— 26 166 — und die Franzosen ständen, und mehr als einmal rief er im Laufe des Sommers dabei aus: „Ach wenn ich es doch erlebte, daß die Franzosen noch über den Rhein zurück müssen!“ 5. Aus dem Jahre 1814 habe ich nur ein Hauptereignis im Gedächt— nis behalten, den Einzug der siegreich heimgekehrten Landwehr in die Haupt⸗ stadt der Uckermark. Die ganze Provinz war zu diesem Jubelfest nach Prenzlau zusammengeströmt, und auch mein Vater hatte sich schon tags zuvor mit mir und meiner Mutter dahin aufgemacht. Die Stadt schwamm in einem Meer von Laub⸗ und Blumengewinden, und auf der Straße, die von dem Berliner Tore nach dem Marktplatz führte, war ein stattlicher Triumphbogen aus Laubwerk errichtet, auf dem hoch oben das Eiserne Kreuz prangte. Die Stadt wimmelte von Menschen, besonders Landleuten jeden Alters und Ge⸗ schlechts, die ihre Angehörigen erwarteten. Endlich verkündeten Trommel— wirbel und Hörnerklang das Nahen des Zuges. Da kamen sie an in ihren blauen, abgetragenen Litewken, die Mützen mit grünen Reisern geschmückt, abgerissenen Aufzugs, die Gesichter von der Sonne verbrannt, an Bart und Haupthaar verwildert, unsre braven Landwehrmänner, die, vom Pfluge weggeholt, den Feind gleich alten Soldaten in so mancher heißen Schlacht geschlagen hatten. Der Jubel war unermeßlich, das Hurra- und Vivat— rufen betäubend, sinnverwirrend. Aus allen Fenstern wehten weiße Tücher, flogen Tausende von Kränzen und Blumensträußen ihnen entgegen. Ich sah einen alten Bauern mit seinem Weibe sich an den Rock eines Soldaten hängen und mit dem Rufe: „Laat mil laat mil he is uns' eenzig Söhn!“ dem Zuge folgen. Auf dem Markte ward ein Viereck gebildet, in dessen Mitte die Geistlichkeit, der Magistrat, die Offiziere einen Kreis um eine Tribüne schlossen. Von dort herab hielt ein Geistlicher die Festpredigt, nach deren Schluß alle die Tausende „mit Herzen, Mund und Händen“ ein— stimmten in das alte, fromme, herzerhebende Lied: „Nun danket alle Gott!“ AWdolf Stahx. (Lebenserinnerungen. I. Aus der Jugendzeit.) 212. Das Lied vom Feldmarschall. 1L Was blasen die Crompeten? husaren, heraus! Es reitet der Feldmarschall im fliegenden Saus; er reitet so freudig sein mutiges Pferd, er schwinget so schneidig sein blitzendes Schwert. 2. O schauet, wie ihm leuchten die Augen so klar! O schauet, wie ihm wallet sein schneeweißes Haar! So frisch blüht sein Alter wie greisender Wein, drum kann er Verwalter des Schlachtfeldes sein.