72 5. In Gottes hut. 129. Knabengebet. Lieber Gott, ich bitte dich, führe mich und schütze mich, daß ich einst als rechter Mann schwächern Brüdern helfen kann. Gib auch deinen Segen all den Lieben, groß und klein, laß uns lang beisammen sein, laß den goldnen Sonnenschein über unsern Wegen. Ferdinand Avenarius. 130. Gott grüße dich! 1. Gott grüße dich! kein andrer Gruß gleicht dem an Innigkeit. Gott grüße dich! kein andrer Gruß paßt so zu aller Zeit. 2. Gott grüße dich! wenn dieser Gruß so recht von Herzen geht, gilt bei dem lieben Gott der Gruß so viel wie ein Gebet. Julius Sturm. 131. Wer nicht betet. Ein frommer Bauersmann aß mit mehreren andern in der Schenke eines fremden Dorfes zu Mittag. Die Leute hatten sich gesetzt, griffen eiligst zu den Löffeln und wollten es sich wohlschmecken lassen. Unser Bauer aber nahm sein Käppchen ab und betete still für sich sein Tischgebet. Ein loser Bursche schaute spöttisch lächelnd zu ihm herüber und fragte ihn: „Nun, ist denn das bei euch noch Sitle? Sind denn alle so fromm bei euch?“ — „Ach nein!“ erwiderte der Gefragte, „hinten in meinem Hofe ist ein Bretlerhäuschen, da wohnen zwei drin, die beten niemals, sondern schlürfen und schmatzen gierig darauf los und denken nicht an den Geber aller Gaben.“ Da verstummte der Spötter und war beschämt; denn er merkte wohl, daß der Bauer seine Schweinchen meinte. Nach G. Schurig. 132. Gott sorgt. 1. Es ist kein Mäuschen so jung und klein, es hat sein liebes Mütterlein, das bringt ihm manches Krümchen Brot, damit es nicht leidet Hunger und Not.