2 * 2 53 Köpfen und kurzen Schwänzen auf ihr Lager nieder und leckte seine Füße, während die Kleinen mit ausgelassener Freude kreuz und quer über ihn wegkrochen. Wahrscheinlich sollten sie noch etwas mit ihm spielen, ehe er gefressen würde, aber Inrik hatte dazu wenig Lust; kaum wußte er, was mit ihm vorging. 8. Da knackte es in den dürren Ästen, die auf dem Morast zer— streut umherlagen; die Wölfin spitzte die Ohren, fuhr auf und schoß einem großen, schwarzen Hund entgegen. Unter Geheul und Bellen entspann sich nun ein fürchterlicher Kampf; Hund und Wolf hatten sich gegenseitig gepackt, rissen sich nieder und wälzten sich blutend im Moraste, daß das Gewässer hoch aufspritzte. Indem wurden Männerstimmen laut, und Bauern mit Ätxten eilten herbei. Inriks Vater war, geängstet über das Verschwinden seines Kindes, mit Nachbarn und Hunden ausgezogen und hatte schon seit Stunden den Wald durchsucht. Jetzt allen übrigen voran, schlug er den Wolf tot. 9. „Der muß hier sein Nest haben,“ sagten die Männer und begaben sich ans Suchen. Da fand man das halbnackte Kind mit seinem Erdbeersträußchen in der Hand wie tot unter den kleinen Wölfen, die ihre dicken Köpfe ängstlich ineinander geschoben hatten. Der Vater riß sein Söhnchen an sich, schloß ihn ans Herz und fing laut an zu jammern, denn er dachte, daß er tot wäre. Aber Inrik schlug bald die Augen auf, klammerte seine Ärmchen um den Hals des Vaters und sagte weiter nichts als: „Ein großer Hund hat Inrik gebissen!“ Die jungen Wölfe aber verkaufte man dem Gutsherrn, der seine Freude daran hatte und sie als Kettenhunde groß zog. Wilhelm von Kügelgen. 145. Von den Engeln. 1. Nun laß dir erzählen, mein liebes Kind, wie schön die guten Engel sind! Sie sind so hell von Angesicht, als Erd' und Himmel im Frühlingslicht; sie haben Augen, gar blau und klar, und ewige Blumen im goldigen Haar, und ihre raschen Flügelein, die sind von silbernem Mondenschein. Bei Tag und Nacht schweben die Engel in solcher Pracht. 2. Nun laß dir erzählen, mein liebes Kind, wie die Englein fliegen leis und lind! So leis, als der Schnee vom Himmel fällt, so leis, als der Mond zieht über die Welt, 6*