— 185 — nach, wer denn eigentlich die Linde gekauft habe, und weshalb sie nicht abgehauen sei. Als man vermutete, daß ein Fuhrmann der Eigentümer sei erhielten die Ratsdiener gemessenen Befehl, genau achtzugeben, wenn der Fuhrmann wieder durch Zanow käme, und ihn sogleich auf das Rathaus zu bringen. Dies geschah. Man stellte den Fuhrmann nun ernsllich zur Rede, warum er die Linde noch nicht fortgenommen habe. Dieser erwiderte, er halte auf seiner Reise in Zanow immer Mittag, habe stets seinen Wagen unter die Linde gefahren und dort seine Pferde ge⸗ füttert, weil sie so schönen Schatten dort hätten; deshalb habe er sich auch den mächtigen Baum gekauft. Daß die Linde abgehauen werden solle, davon sei nichts bekanntgemacht worden, und er habe auch gar keine Lust dazu, da er dann seinen schönen, schattigen Platz verlieren blirde. Dabei blieb er kurz und bündig. Nun war guter Rat sehr seuer; denn man hatte gar nicht an den Fall gedacht, daß jemand den Baum kaufen könnte, um ihn stehen zu lassen. Nach vielen und langen Verhandlungen kaufte man endlich um hohen Preis dem Fuhrmann die Linde wieder ab, um sie abhauen zu lassen und dem Rathause Licht zu schaffen. Otto Knoop. Golkssagen.) 124. Die Unterirdischen bei Budow. 1. In dem Dorfe Budow, im Stolper Kreise, lebte in alten Zeiten ein Schäfer, der hatte einen Dudelsack, auf dem er sich beim Hüten der Schafe zuweilen etwas vordudelte. Als er nun auch einmal auf dem Felde saß und spielte, da sah er einen Frosch vor sich, der sprang herum, als wenn er ordentlich nach der Musik tanzte. Das sah der Schäfer eine Zeitlang an; zuletzt wollte er mit dem Fuße nach ihm stoßen; da war der Frosch aber mit einem Male verschwunden. 2. Nach einer Weile fand sich ein winziges Männchen, ein Unter— irdischer, bei dem Schäfer ein und fragte ihn: „Mein lieber Schäfer, wollte Er den Frosch tot machen?“ Der Schäfer antwortete „Nein, das war ich nicht willens! Ich wunderte mich nur, daß das Ding so putzig sprang.“ Da sagte das Männchen: „Mein lieber Schäfer, wenn Er den Frosch getroffen hätte, so hätte Er mich tot gemacht; denn der Frosch war ich.“ Darauf bat das Männchen den Schäfer, ob er nicht mit ihm zu den Leuten von seiner Art gehen und ein bißchen auf dem Dudelsacke spielen wolle; denn seine Tochter mache heute Hochzeit. Der Schäfer ent⸗ gegnete ihm: „Das geht nicht; denn wo würden unterdes meine Schafe hleiben?“ Das Männchen versprach ihm aber, daß die Schafe gut versehen werden sollten, worauf der Schäfer sich bereden ließ und mit ihm ging