590 wenn es die Bedürfnisse meiner Völker, mit geschlossenen, wenn es die Gerechtigkeit gilt.“ — „In allen Stücken will ich so regieren, daß man in mir den echten Sohn des unvergeßlichen Vaters, der unvergeßlichen Mutter erkennen soll.“ In unserm Vaterlande herrschte damals Ruhe und Frieden. Man zehrte von den Erinnerungen an die große Völkerbewegung der Befreiungskriege und suchte durch ein einfaches, sparsames Leben die Wunden zu heilen, die der Kriegssturm Napoleons der halben Welt geschlagen hatte. Eisenbahnen waren erst wenige vorhanden; fast aller Verkehr bewegte sich auf den großen Heerstraßen. Hochbepackte Fracht⸗ fuhrwerke, Postwagen und Wagen von Geschäftsreisenden belebten die Landstraßen. Posthöfe, Zollhäuser und Schlagbäume fand man überall. Bei solchen Verkehrsverhältnissen war das Reisen teuer und umständlich. Deshalb wurden nur die notwendigsten Reisen unter— nommen; man begnügte sich mit Tagesausflügen in die Nachbar— schaft oder nutzte die Ferien mit Gartenarbeit aus. Zeitungen wur⸗ den auf den Dörfern nicht gehalten, und in der Stadt begnügten sich fünf, sechs und mehr Familien mit einer Zeitung, so daß drei bis vier Tage vergingen, ehe alle sie gelesen hatten. Auch die Hauptstadt Berlin war von der heutigen himmelweit verschieden. Das Schloß, die Linden, das Brandenburger, Tor und die zahlreichen Denkmäler waren ja großartig und anziehend genug; aber in den andern Straßen war nichts mehr vorhanden, was des Beachtens wert gewesen wäre. Berlin hatte die Ausdehnung einer Großstadt, war aber nur in geringem Maße eine solche. Alle Bahnhöfe waren ärmliche Bauten, das Straßenpflaster war zum großen Teil schlecht und der Fahrdamm in allen Straßen von tie— sen Rinnen eingefaßt, die mit dem Schmutzwasser der Häuser ge— füllt waren. Omnibusse waren ein seltener Anblick auf der Straße; einer fuhr allstündlich die Friedrichstraße herauf und herunter. Droschken waren in genügender Zahl vorhanden, aber meist in einem jämmerlichen Zustande, der den Spott der Fremden heraus— forderte. Freilich konnte man für fünfzig Pfennig von einem Ende der Stadt bis zum andern fahren; aber bei dem schlechten Pflaster war eine solche Fahrt kein Vergnügen. Die Berliner Eigenart, die jetzt mehr und mehr verschwindet, stand damals noch in hoher Blüten Als Getränk war im Volke das Weißbier am beliebtesten, und alle Genüsse waren billig und einfach oder noch mehr als einfach. 92 Der Vater Friedrich Wilhelms IV. hatte die Bauern freige— macht, den Bürgern in den Städten die Selbstverwaltung gegeben,