530— — prasselte und pfiff. Nun donnerten auch die Kanonen von einer Anhöhe hinter uns über unsere Köpfe weg. Da wurde es drüben etwas stiller, und da kam auch schon der Ruf: „Sprungweise vor!“ Wir sprangen auf und stürzten vor; aber eine entsetzliche Kugel— saat prasselte gegen uns an — und wir warfen uns wieder hin. Schräg vor mir hatte ein Unteroffizier eine Kugel in den Leib be⸗ kommen; das Blut strömte sofort mit Gewalt aus der Wunde; er kauerte und versuchte es mit seinem Taschentuch zu hemmen und rief laut um Hilfe. Da stürzte schräg von der Seite tollkühn mein Nebenmann vor, faßte den Verwundeten an den Schultern und zog ihn hinter uns. Die Kugeln schlugen um ihn; der Lauf seines Ge— wehrs flog getroffen klappernd zur Seite. Er legte sich ruhig wieder an seinen Platz. Von drüben, im Busch, schossen sie mit wildem Eifer und schrien vor Wut. Wir kamen nicht vorwärts. Ich weiß nicht, wie lange wir so lagen und schossen. Es sind wohl Stunden gewesen. Ich wunderte mich einmal, daß sich kein Offizier bei uns sehen ließ, und vergaß es wieder; der Schweiß rann mir wie Wasser über den ganzen Körper. Nicht meine Zunge, mein Hals, mein ganzer Körper schrie nach einem Schluck kühlen Wassers. Da wurde das Feuer drüben schwächer. Eine Stimme befahl: „Langsamer feuern!“ Von drüben klang es heiser und höhnisch nachäffend: „Langsamer feuern!“ Ein Verwundeter rief laut und ängstlich nach Wasser. Wir lagen, Gewehr im Anschlag, und warteten. Von rechts her ging es von Mund zu Mund- „Der Hauptmann ist tot. Der Oberleuinant auch. Alle Offiziere — und fast alle Unteroffiziere.“ Ich nahm mit der linken Hand meine Feldflasche, während ich das Gewehr aufliegen ließ, und nahm den kleinen Schluck, den ich für die höchste Not aufgespart hatte. Als ich die Flasche absetzte, dachte ich, daß dies vielleicht mein letzter Trunk gewesen wäre, und dachte auch an meine Eltern. Ich meinte, daß der Feind ein wenig Luft holen und gleich im Sturm vordringen würde. Aber es geschah nichts. Da kam ein Oberleutnant, der zum Stabe gehörte, geduckt unsere Reihe entlang. Als er hinter mir war, kniete er da, tippte auf meinen Stiefel und sagte: „Gehen Sie zum General und melden Sie, daß wir nach meiner Schätzung etwa ein Kilometer von den Wasserlöchern entfernt sind.“ ach hob mich vorsichtig in die Knie und lief gebückt zurück und kam auf den Weg. An einem Termitenhaufen, der wohl drei Meter hoch war, mühten sich ein Arzt und ein Lazarettgehilfe, einen Verwundeten vor dem Verbluten zu schützen; ich glaube aber, daß