124 — bleiben!“ Dann lief es flink wie eine Ratte an ihm in die Höhe; er fühlte einen Schlag auf seinen Mund, der ihm durch alle Glieder ging, und fort waren die Männchen, wie weggeblasen. 15. Als er nach Hause kam und erzählen wollte, was er erlebt hatte, da konnte er kein Wort ohne Stottern hervorbringen; die Ceute lachten ihn aus, und er hieß fortab Peter Pechmaul. Es ist nichts Gutes aus ihm geworden. Wie er sich früher an den un— schuldigen Tieren verging, so hat er sich später an Menschen ver⸗ griffen und ist ein Räuber und Dieb geworden. Zuletzt haben sie ihn gefaßt und ihn an einen schönen, hohen Galgen gehängt. 16. Hans aber ist ein großer Sänger und ein berühmter Mann geworden. Die CLeute haben ihm viele hundert Taler gegeben, um shn nur einmal singen zu hören. Wenn er ins Dorf kam, um seine Eltern zu besuchen, so fuhr er in einer vergoldeten Kutsche mit vier schneeweißen Schimmeln davor. Jedesmal ging er dann um Sonnen⸗ Uuntergang hinaus an den kleinen Hügel und lauschte, ob er den Ge⸗ sang der Unterirdischen nicht wieder vernehmen möchte. Sie ließen sich aber niemals wieder hören. Die Ceute meinten, der grobe Peter habe sie mit seinem „Knattrabums“ für immer vertrieben. Heinrich Seidel. 109. Fingerhütchen. Ciebe Kinder, wißt ihr, wo Fingerhut zu Hause ? Tief im Tal von Acherloo hat er Herd und Klause; aber schon in jungen Tagen muß er einen Höcker tragen. Geht er, wunderlicher nie wallte man auf Erden! Sitzt er, staunen Kinn und Knie, daß sie Nachbarn werden. 2. Rörbe flicht aus Binsen er, früh und spät sich regend, trägt sie zum Verkauf umher in der ganzen Gegend, und er gäbe sich zufrieden, wär' er nicht im Volk gemieden; denn man zischelt mancherlei: daß ein Hexenmeister, daß er kräuterkundig sei und im Bund der Geister. 3. Solches ist die Wahrheit nicht, ist ein leeres Meinen, doch das Volk im Dämmerlicht schaudert vor dem Kleinen. So die Jungen wie die Alten weichen aus dem Ungestalten — doch vorüber wohlgemut auf des Schusters Räppchen trabt er. Blauer Fingerhut nickt von seinem Käppchen. Einmal geht er heim bei Vacht nach des Tages Casten, hat den halben Weg gemacht, darf ein bißchen rasten, setzt sich und den Korb daneben, schimmernd hebt der Mond sich eben: Fingerhut ist gar nicht bang, ihm ist gar nicht schaurig, nur daß noch der Weg so lang, macht den Kleinen traurig.