1 280— n aus der landesherrlichen Kanzlei ihm den Geleitsbrief zustellte mit des Landgrafen eigenhändiger Namensunterschrift und dem grobmãchtigen Siegel in zinnoberrotem Wachs, da dũünkte er sich „ein gemachter Mann“. 3. Und wirklich war von Stund an ein anderer Zug in seinen Handel gekommen. Statt der kleinen Gaffer fand sich ein Käufer nach dem andern ein. Es war nicht unbemerkt geblieben, dab der Herr Landgraf mit diesem Krämer so freundlich verkehrt und gehandelt hatte; er mubte doch wohl die rarsten Sachen feil haben, die auf diesem Markte zu finden wären; und mancher Bũürger trug den Kopf hoch genug, dab er seine Buben aueh auf so feinen Steckenpferden wollte reiten lassen, als der Erbprinz oben auf dem Schlosse geschenkt bekam. Mit leichtem Herzen nahm der Handelsmann des andern Tages den Rest seines Krames auf den Rücken und zog von dannen, sein neues Glück zu ver- suchen. Sein Handel ging vortrefflich; der Geleitsbrief half ihm überall schadlos und ungehudelt dureh; er hatte guten Gewinn und führte redlich Buch über Ausgaben und Einnahmen, Soll und Haben, wie es der geschulte Kaufmann nennt; und als das Jahr um war, fand er sich pünktlich auf der Wartburg ein, zeigte dem Fürsten seine Waren vor und zählte auf die Tafel bei Heller und Pfennig die gemeinschaftliche Kassa auf. Sein RKaufgesell strich, was ihm zukam, in den Beutel, und beide schieden von- einander voller Zufriedenheit über den Stand ihres Geschäfts auf gemeinschaftliche Kosten. „Gut gibt Mut,“ heibt's im Sprich- wort, und wo erst Geld ist, da fliebt noch mehr hin. Das Rauf- gut des Krämers mehrte sich zusehends, und bei der nächsten Ablegung der Jahresrechnung gab es auf dem landgräflichen Schloß eine wichtige Beratung. Der Ware war so viel geworden, dab der Krämer sie auf seinem Rücken nicht mehr fortbringen konnte. Auf gebührliche Vorstellung wurden die beiden Handels- gesellen willenseins, sie wollten die Sache von nun an ins Grobe betreiben und sich einen Esel anschaffen, worauf ihr Kram einen bequemeren Vortgang hätte. Es fehlte auch nicht an guter Ge— legenheit, ein taugliches Grautier zu gewinnen, wie man noch heutigestages zu Eisenach vor dem Jürgentor dergleichen zur Auswahl vorfindet, um schwerfällige Personen den steilen Wart- berg hinaufzubringen, und nun zog unser Freund selbzwei landaus, landein, kaufte und verkaufte; seiner Artikel wurden immer mehr, und seine Kundschaft breitete sich aus von der Hörsel im Thũüringschen Wiesenland bis an die reibende Etsch, die aus den Alpen eine Gasse ins Welschland bricht. Und so kam er — man