. c 730 9 9. Die durchgeprügelten Soldaten, die auch bei dem Zuge waren, erkannten das Weib, dem sie die Kuh abgepfändet hatten, liefen ihr nach, holten sie ein und brachten die sich jämmerlich Gebärdende vor den Amtsschreiber ins Verhör. 10. Als nun die Küstersfrau von dem Amtsschreiber gefragt wurde, mit welcher wichtigen Botschaft sie von dem Kloster aus⸗ gesandt sei, stellte sie sich, als dürfe sie bei CLeibesleben nichts ver⸗ raten, schrie und weinte und beklagte ihr unglückseliges Los. End⸗ lich, nachdem der Amtsschreiber die fürchterlichsten Drohungen gegen sie ausgesprochen hatte, gestand sie, daß sie nach Söhre und Dick— holzen gewollt habe, um Eier einzukaufen, denn das ganze Kloster stecke voll kurhannöverscher Rotröcke, und dies wütende Kriegsvolk verlange mit wilden Reden Eier und immer wieder Eier. Als der Amtsschreiber und seine Soldaten hörten, daß das Kloster voll Soldaten stecke, wurden ihre Gesichter noch einmal so lang, und nach dem Kloster hinüberschielend, wechselten sie bedenk⸗ liche Blicke miteinander. Als aber sogar einer der RVotröcke auf der Klostermauer erschien und gewaltig auf das Kalbfell schlug, um seine Kameraden zu einem Ausfall zu sammeln, da war kein Halten mehr. Der Amtsschreiber ließ zum Rückzug blasen, und Hals über Kopf rannten seine Soldaten davon. 12. Der Botrock auf der Mauer aber lachte und rührte die Trom— mel lustig weiter, bis auch der letzte fürstliche Soldat ihm aus dem Gesicht verschwunden war. Dann stieg er wieder von der Mauer herab, zog den roten Chorrock, der einem Klosterschüler gehörte, aus und ward wieder — Pater Küchenmeister, der er vorher ge— wesen war. Albert Richter. 160. Der Müller ohne Sorgen. 1. Der König kam einst durch Dithmarschen und bei eines Müllers Haus vorbei, an dessen Türe stand geschrieben: „Ich lebe ohne Sorgen.“ Der König ließ den Müller sogleich zu sich kommen und fragte ihn, wie er sich's einfallen lassen könnte, das über seine Tür zu schreiben, da er, der König selber, es nicht einmal von sich sagen könnte. Der Müller antwortete, es wäre nun einmal so, und ließe sich nichts dabei machen. „Nun,“ sagte der König, „so komme Er morgen früh nur einmal zu mir; dann will ich an Ihn drei Fragen tun, und kann Er die beantworten, will ich's Ihm glauben.“ 2. Am andern Morgen kam der Müller. „Guten Morgen, guter Freund,“ sprach der König, „was meint Er, was ich denke in diesem Augenblick ?“ — „Ihr meint,“ antwortete der Müller, „der Müller kommt.“ — „Allerdings,“ sagte der König; „aber nun die zweite