238 Verrichtungen vor, für die ein besonderes Gelaß nicht vorhanden war. Rechts und links von der Diele, nur durch Holzpfeiler und niedere Verschläge unvollkommen von ihr getrennt, zogen sich die Ställe für das Vieh hin, das im Sommer des Morgens aus-, des Abends ein— getrieben wurde und mit den Köpfen in die Diele hineinguckte. Weder die Diele noch die Ställe reichten aber bis zu der Wand, die der Tür gegenüberlag; denn im Hintergrunde des Hauses, etwa ein Viertel des Ganzen einnehmend, lag von einer Seitenwand bis zur andern der eigentliche Wohnraum des Hausherrn und seiner nächsten An— gehörigen, die Halle oder der Saal genannt. Vorn nach dem Flur zu stand er offen, und auch von den Ställen war er nur durch Ver— schläge geschieden. Mitten in dem Saale lag der sehr niedrige, heilig gehaltene Herd, auf dem fortwährend das Herdfeuer unterhalten wurde. Die Frau des Hauses, unter deren Obhut der Herd stand, verhütete mit ängstlicher Sorgfalt das gänzliche Verlöschen des Feuers. Um den Brand auch über Nacht zu nähren, bedeckte man einen großen Eichen— block, der an einem Ende glimmte, mit Asche und wußte ihn so ge— schickt zu legen, daß er oft das ganze Jahr hindurch nicht verlosch. Da das ganze Haus keine Fenster hatte und der Herd beständig rauchte, so hätte bei geschlossener Tür der Qualm alles erfüllt, wäre nicht gerade über dem Herde eine viereckige Offnung im Dache angebracht gewesen, das sogenannte Windauge, durch das der Rauch abzog und am Tage das freundliche Himmelslicht hereinlugte. Gegen Schnee und Regen versperrte man es durch ein vorgespanntes Tierfell, das doch nicht so dicht schloß, daß der Rauch nicht noch einen Ausweg gefunden hätte. 5. Rings um die Wände der Halle liefen Bänke, auf deren breiten Sitzen sich die Hausgenossen und Gäste zum Mahle an kleineren oder größeren Tischen niederließen. Der Ehrenplatz war der Hochsitz des Hausherrn, der sich gerade hinter dem Herde erhob, gegenüber der Tür, die der Hausvater im Auge behielt, so daß niemand ohne sein Wissen ein- oder ausging. Hie und da stand in einem Winkel eine schwere hölzerne Truhe, in der Kleidungsstücke, Schmuck und andere wertvolle Gegenstände aufbewahrt lagen. Aber es fehlte dem inneren Hausraum auch nicht ganz an Schmuck. Manche Stellen des Gebälkes waren mit wunderlichem Schnitzwerk, meist Menschen- oder Tierfratzen, verziert; die Verschläge färbte man hie und da bunt. Auf Gesimsen und Brettern stand bei wohlhabenden Hauswirten mancher schöne, blanke Kessel und ausländische Becher oder Krug. An den Wänden der Halle und den hölzernen Pfeilern, die das Dachgebälke stützten, hingen die Waffen— stücke des Herrn und der Söhne des Hauses. Mit Wohlgefallen mag der Blick auch in die Höhe geschweift sein, wo von den Dachsparren an starken Haken die Schinken und Würste herniederhingen.