335 nen Tür. Weiter konnte ich nicht. Argerlich warf ich mich mit vollem Gewichte dagegen, sie sprang auf. Still und stumm stand ich in meinem wunderlichen Anzuge vor RKathrine. Die auf—- springende Tür mubte ihr beinahe gegen die Stirn geflogen sein. Wie sie mich erblickte, wurden ihre Augen stier, sie hob ent- setzt die Hände, tat einen gellenden Schrei und lief, so rasch sie konnte, die Treppe wieder hinab. Nit gellenden Hilferufen kam sie unten an. Ich hörte noch, wie meine Mutter angstvoll rief: „Um Gottes willen, Kathrine, was ist Ihnen?“ Da besann ich mich, lief zum Schranke zurück und warf Hut, Mantel und Degen hinein. Schon wollte ich wieder die Treppe hinablaufen, als ich hörte, dab jemand heraufßaml! Da versteckte ich mich hinter altem Gerümpel und sab mäuschenstill. Endlich war alles ruhig, und ich wagle mich wieder hervor. Wenn nur niemand merkte, daß ich es gewesen war, der unserer Kathrine den heillosen Schreck eingejagt hatte. Wenn ich nur unbemerkt in die Stube kam. Aber wie dahinkommen? — Sah mich jemand die Treppe herabkommen, so war meine Preveltat sofort entdeckt; und ich konnte fest annehmen, daß ich gesehen werden würde, denn Kathrine befand sich sicher in der Küche, von der aus sie den ganzen Vorplatz übersehen konnte. Nein, das ging also nicht. Ich mubte einen andern Weg finden. 7. Und ich fand ihn. Gleich hinter dem alten Kleiderschranke, aus welchem ich die Sachen genommen, war mir eine Holzwand aufgefallen, dureh deren breite Ritzgen und Spalten ich dicke Bün- del grauer und brauner Papieèrtüten bemerkte. Wo hatte ich doch diese Tüten schon einmal gesehen? — Lange besann ich mich. Plöõtzlich aber wubte ich Bescheid. Dieser Vorrat von Papier- tũten lag nirgends anders als auf dem Boden unseres Packhauses, welches an der Hinterseite des Hauses aufgebaut war. Wenn ich nur dahingelangen konnte, dann war ich gerettet. Vom Packhaus aus mubte es leicht sein, auf den Hof zu kommen. Aber wie da— hingelangen? Ich rüttelte an den Brettern und hoffte, dab sich eines lösen würde. Es gelang mir nicht, so sehr ich mich auch abquãlte. VWenn ich doch nur eine Zange hätte, um einige der dicken Nãgel herausziehen zu können! Doch die Not macht er— finderisch. Ieh nahm noch einmal den Degen aus dem Kleider— schranke, schob ihn mit grober Mühe zwischen ein Brett und den Balken, an welchen es genagelt war, und hob und hob und hatte im nächsten Augenblick die Freude, das Brett gelöst herab— hängen zu sehen. Es war ein breites Brett, trotzdem hatte ich Mühe, mich durch die Lücke zu zwängen. Jedoch es gelang, und