5— * 59 waffnete Reiter des nächsten Landesherrn haben der Karawane das Geleit bis an die Stadtmark gegeben. War die Sonne untergegangen, dann wurde es finster und leer in den Straßen der Stadt; denn Beleuchtung gab es noch nicht. Nur wenn eine Menge vornehmer Gäste oder fremdes Kriegsvolk am Orte lag und in Nächten, wo Feindesgefahr drohte, befahl der Rat, daß jeder eine Laterne vor sein Haus hänge, eine Fackel oder ein Blech mit brennen⸗ dem Kienholz. Nach dem letzten Läuten der Ratsglocke mußten die Schenken leer, die Häuser geschlossen sein; wer noch auf der Straße ist, wird angehalten und auf die Wache geführt. Das Hämmern in der Werkstatt und der Lärm auf den Gassen ist vorüber; nur die Stadt— wache und der Nachtwächter schreiten durch die menschenleeren Gassen. Nach Gustav Freytag. 227. Der Graf von Habsburg. Zu Aachen in seiner Kaiserpracht, im altertümlichen Saale, saß König Rudolfs heilige Macht beim festlichen Krönungsmahle. Die Speisen trug der Pfalzgraf des Rheins, es schenkte der Böhme des perlenden Weins, und alle die Wähler, die sieben, wie der Sterne Chor um die Sonne sich stellt, umstanden geschäftig den Herrscher der Welt, die Würde des Amtes zu üben. 2. Und rings erfüllte den hohen Balkon das Volk in freud'gem Gedränge; laut mischte sich in der Posaunen Ton das jauchzende Rufen der Menge; denn geendigt nach langem verderblichen Streit war die kaiserlose, die schreckliche Zeit, und ein Richter war wieder auf Erden. Nicht blind mehr waltet der eiserne Speer, nicht fürchtet der Schwache, der Friedliche mehr, des Mächtigen Beute zu werden. 1 3. Und der Kaiser ergreift den goldnen Pokal und spricht mit zufriedenen Blicken: „Wohl glänzet das Fest, wohl pranget das Mahl, mein königlich Herz zu entzücken;