181 — Einst fand ein Köhler sie frühmorgens und grüsste sie freund— lich. Darnach winkte sie ihm, und er folgte ihr nach bis vor den Fels. Hier nahm ihm die Jungfrau seinen Ranzen ab, ging damit hinein und brachte ihn gefüllt zurück. Doch befabl sie dem Kõbler, er solle ihn erst in seiner Hütte öffnen. Die Schwere Bel ihm auf, und als er auf der Ilsenbrücke war, konnte er sich nicht länger enthalten und machte den Ranzen auf. Da sah er nur Eicheln und Tannäpfel. Unwillig sohüttelte er sie in das Wasser. Sobald sis aber die Velsbrocken in der Ilse berührten, vernahm er ein Klingen und sah mit Schrecken, dass er Gold verschüttet hatte. Doch war im Ranzen noch ein Cleiner Uberrest geblieben; den bewahrte er sorgfaltis auf und wurde dadurch noch reioh genug. Er. Hoffmann. 196. Von Braunschweig nach Holzminden. Wer in früheren Zeiten von unserer Hauptstadt an der Oker nach dem freundlich gelegenen Holzminden an der Weser fahren wollte, mußte schon ein Paar gute Pferde vor seinen Wagen spannen, und gleichwohl hätte er zu dieser Reise anderthalb oder zwei Tage nötig gehabt. Heute gebraucht man auf der Eisenbahn etwa vier Stunden, um die 128 Kilometer lange Strecke zurückzulegen. Anfangs fährt der Zug im Flachlande durch fruchtbare Felder in der Nähe der Oker hin, nur hier und da erheben fich niedrige Hügel. Bald ist Wolfen— büttel erreicht, weithin bekannt durch seine Bibliothek, seine verschiedenen Bildungsanstalten und durch die hier eifrig betriebene Gärtnerei. An die ehemalige Hauptstadt erinnert der Schloßturm. Weiter geht es im flachen Okertale nach Süden, rechts begleitet vom Oderwalde. Auf dem Bahnhofe zu Börßum herrscht ein reges Leben, denn hier kreuzen sich die Eisenbahnlinien Braunschweig⸗Harzburg und Berlin⸗ Aachen, von der die Strecke Börßum-⸗Holzminden einen Teil bildet. Sehr viele Reisende steigen um, die Gepäckträger laufen hin und her, Beamte ordnen an, erteilen Befehle und geben Auskunft. Endlich löst sich der Wirrwarr, ein Zug nach dem andern pfeift und fährt davon. Nun verläßt die Bahn die Niederung, wendet sich nach Westen und durchzieht das Hügelland, das dem Oberharze nördlich vorgelagert ist. Da ziehen sich wohlangebaute Fluren hin, freundliche Dörfer liegen zur Seite, und auf den Höhen drehen Windmühlen ihre 1. Bei Ringelheim überspannt eine hohe Brücke die Innerste, deren Ce— wässer ganz bleigrau daherrauscht. Nun treten die Benne dichter zu⸗