17. Das Gloöcklein im Herzen. Es pocht dein Herz den ganzen Tag; was es nur meinen und wollen mag? Es pocht dein Herz die ganze Nacht; hast du das, Kindlein, schon bedacht? Und pocht 's schon so lang', oft laut, oft still; hast du gefragt, was Herzchen will? — Ein rührig Glöcklein ist es eben, vom lieben Gott dir zu eigen gegeben; er hing's an deiner Seelen Thür und läutet es selber für und für, und stehet draußen und harret still, ob ihm dein Herz nicht öffnen will, und läutet fürder und harret fein, du wolltest rufen: „Herein! Herein!“ So pocht dein Herz nun Tag für Tag, und endlich, so thut es den letzten Schlag; und wie es den letzten Schlag gethan, da pocht es selber am Himmel an und stehet draußen und wartet still, ob ihm Gott Vater nicht öffnen will, und stehet draußen und harret fein, er wolle rufen: „Herein! herein!“ und sprechen: „Komm nur, mein lieber Gast, ich fand auch bei dir gar fromme Rast; wie du gethan, so gescheh' dir heut'; geh ein in des Himmels ewige Freud'!“ Scheurlin. 18. Anschuld und ein gut Gewissen. Unschuld und ein gut Gewissen sind ein sanftes Ruhelissen.“ Was mag dieses Wort wohl bedeuten? Ein frommes Kind, das nichts Böses thut, dessen Herz rein von Sünde ist, ist ein unschuldiges Kind. Die Unschuld ist ein Schatz; sie giebt dem Herzen Frieden und Ruhe, Freude und Wonne. Wenn ein Kind weiß, daß es immer recht gethan, keine Unart begangen hat, sich zu keiner unerlaubten That hat verführen lassen, so wohnt in ihm ein gutes Gewissen. Das Bewußtsein, Verbotenes und Böses ausgeübt zu haben, plagt und peinigt den Menschen im Inneren und raubt ihm alle Ruhe und Freudigkeit. Was ein weiches Kissen für den Körper ist, das ist die Unschuld und das gute Gewissen für die Seele. Der Mensch, in dem Unschuld und ein gutes Gewissen wohnen, genießt eine himmlische Ruhe, wo— gegen eine schuldbeladene, lasterhafte Seele in steter Unruhe ist und Strafe und Verachtung fürchten muß. Deutsches Lesebuch. D. Stufe.