291 — Liebenwerda, Elsterwerda, Kottbus, Bautzen, Görlitz, Kamenz an. Um aber für dieses Gewerbe den nötigen Vorrat von Wolle zu haben, ließ er zu Ostra eine große Schäferei änlegen. Dadurch kam Saͤchsen bald in den Ruf, daß hier das beste Tuch verfertigt würde. August war zwar ein sehr sparsamer Herr, aber für die Wohl⸗ fahrt seines Landes, insbesondere für Kunst und Wissenschaft, spendete er mit vollen Händen. Den Universitäten in Leipzig und Wittenber wandte er Geldmittel zu; in Dresden gründete er die Kreuzschule, 8 der viele berühmte Männer herangebildet worden sind, und sonst ver⸗ ordnete er noch, daß jede Stadt und jedes Dorf Schulen einrichten solle. Auch die „Kunstkammer“ in Dresden legte er an, aus der später die berühmten Kunstsammlungen hervorgegangen sind. Ebenso ent⸗ standen unter ihm die Schlösser Augustusburg, Annaburg und Nossen, sowie die Annenkirche in Dresden; das purn Moritzburg wurde vollendet, der Königstein befestigt und dort der 187 Meter tiefe „Augustus⸗ brunnen“ gegraben, und zum Andenken an Moritz wurden sowohl in Dresden als im Dome zu Freiberg Denkmäler errichtet. Wie Moritz, so war auch er auf die Vergrößerung seines Landes bedacht und er— warb im Jahre 1669 durch Kauf das schöne Vogtland, das schon früher einmal zu Sachsen gehört hatte. Die kursächsischen Länder um⸗ faßten jetzt ungefähr 550 Quadratmeilen und 13/, Millionen Einwohner. Gaͤnz desselben Sinnes wie August war auch seine Gemaͤhlin Anna, eine dänische Prinzessin. Sie war so sparsam wie er und das Muster einer Hausfrau. Auf dem Ostravorwerke stellte sie die Mägde an und hielt auf Ordnung und Sittsamkeit. Frühzeitig erschien sie in der Wirtschaft, untersuchte den Stall, prüfte die Melkerei und ordnete den Verkauf für den Markt an; zuweilen ging sie in eigener Person auf den Markt, um sich nach den Preisen der Lebensmittel genau zu er⸗ kundigen. Sie schämte sich nicht, bisweilen selbst zu buttern oder ihrem Gemahle die feine Wäsche zu waschen und zu plätten. Armen und Be— dürftigen half sie gern; sie suchte Arzneikräuter und bereitete Heilmittel in der Hofapotheke zu Dresden, die sie gegründet hatte. Ihre erprobten Arzneien teilte sie an jedermann in ganz Sachsen aus, und wohin sie kam, brachte sie ihren Arzneikasten mit, um den Kranken, die ihren Rat suchten, helfen zu können. Daher konnten die Mmen bei ihrem Tode sagen, sie hätten mit ihr einen Beutel, eine Apotheke, eine Küche und eine esn gehabt. Immer war sie an der Seite ihres Gemahles; sie begleitete ihn auf seinen Reisen im Lande und besuchte mit ihm den Landwirt wie den Bienenzüchter, den Obst- und Weinbauer wie den Handwerksmann und den Kuünstler. Bei ihrem Ge⸗ mahle galt sie viel; ihre Sanftmut stimmte gar oft seinen Zorn und seine Strenge zur Milde, und ein bittendes: „Ach, mein Herr!“ rettele manchen Verurteilten von harter Strafe. So ging dieses fürstliche Paar in vielen Tugenden dem Volke mit dem besten Beispiele voran. Der Kurfürst wurde nicht anders als Vater August und seine Gemahlin Mutter Anna genanni. Als ein Muster guter Hausmütter starb Anna den 1. Oktober 1685 an der Pest, und vier Monate darauf, den 11. Februar 1586, folgte ihr der Kurfürst im Tode nach. Durch ihre Sparsamkeit hatten beide nicht