38 Da sitzt sie auf der Scholle und schüttell die Federn; jetzt breitet sie die niedlichen Flügel aus und sleigt singend empor. Ju steiler Schraubenlinie flallert sie aufwärts, höher und immer höher, als suche sie die ersten Strahlen der Sonne. Droben in den Wölkchen scheint sie zu verschwinden, aber deutlich z hörst du ihr Lied, das in bunten, lieblichen Strophen dir das Leben der Lerche: Feldlust und Feldfrieden, erzählt. Die Sonne geht auf! Jetzt endlich senkt sich der muntere Vogel wieder herab, zunächst langsam, dann schneller, und die letzte Strecke stürzt er senk— recht hernieder, wie in kühnem Übermut. 10 Das Lerchenpärchen durchstreift nun die Flur. Jede Scholle wird sorg— sam gemustert, jedes Körnchen geprüft. Da liegt ein Samen von Raps unbedeckt, dort ein Samen von Feldmohn. Da schaut ein Würmchen hervor, dort sprossen saftige Keimblättchen. Das giebt ein leckeres Frühstück. Millen im Felde, dem Blick der lüsternen Katze und der Nase herum— 15 spürender Hunde verborgen, findet sich eine Vertiefung. Dorthin tragen die untern Vögel dürre Halme, welke Grasblättchen, Fasern und verlorene Federn. Auch des Hasen Pelz muß manches Härchen liefern, das ihm beim Wechseln des Winterrocks ausfiel. Die Tage sind länger geworden, die Sonne scheint wärmer, die Saat 20 treibt höher. Frau Lerche sizt auf den rötlich-weißen Eiern, die mit grauen Punlten und Strichen geziert sind. Nach einigen Tagen piepen im Nestchen die Jungen, und beide Aten haben vom frühen Morgen bis zum späten Abend vollauf zu thun, ihnen die hungrigen Schnäbel zu stopfen Im Sommer, wenn die wilden Blumen verblühen und die Ähren reifen, 26 ist gute Zeit für die Vögel des Feldes. Ein umgeknickter Mohnstengel mit reifen Koͤpfen wird für die ausgeflogenen jungen Lerchen zum Festschmause, das Hirsefeld mit seinen herabhängenden Rispen ist ein wahres Schlaraffen⸗ land für sie. Daun brüten die Men zum zweiten, ja zuweilen zum dritten Mal, so daß in einem Sommer die Familie sich um zehn bis zwölf Schnäbel zo vermehrt. 61. Wandersmann und Lerche. Gey.) 35 W. Lerche, wie früh schon fliegst du jauchzend der Morgensonne zu? Will dem lieben Gott mit Singen Dank für Leben und Nahrung bringen; das ist von alters her mein Brauch; Wandersmann, deiner doch wohl auch? Und wie so laut in der Luft sie sang, und wie er schritt mit munterm Gang, war es so froh, so hell den zwei'n im lieben klaren Sonnenschein, und Gott, der Herr im Himmel droben, hört gar gern ihr Danken und Loben.