— 104 — In dem Augenblicke kam der Jäger zur Thür herein. Er gedachte, dem Knaben eine Freude zu machen, und rief wie gewöhnlich: „Stärlein, wo bist du?“ — Und der Vogel in der Tasche des Knaben schrie, so laut er konnte: „Da bin ich!“ 200. Der Jäger und der Fuchs. Güll. s Der Jäger birscht mit seiner Büchs, da schleichen übers Feld die Füchs. Er fackelt nicht und spannt den Hahn und legt die Büchse sicher an— Piff, paff! da prasseln hin die Schrot, 1 und sieh — der alte Fuchs ist todt. Der Jäger spricht: „He, Feldmann flugs, nun apportiere mir den Fuchs!“ Der Feldmann sucht mit seiner Schnauz 1s und hat ihn schon, den alten Kauz. „Du hast gerupft so manche Gans, jetzt zaust man dich bei deinem Schwanz. Du hast geschüttelt manchen Hahn, jetzt packt man dich beim Kragen an. Du hast gefressen manche Taube, jetzt sitzen wir dir auf der Haube.“ — So schleppt ihn Feldmann hin zum Herrn, der streichelt ihn und hat ihn gern und sagt: „So, Feldmann, das war gut!“ Geht weiter dann mit frohem Muth und steckt den Fuchsen in den Sack und schmaucht sein Pfeiflein Rauch— tabak. 201. Der Fuchs und die Kahe. Grimm. Es trug sich zu, daß die Katze in einem Walde dem Herrn Fuchs begegnete, und weil sie dachte: er ist gescheit und wohl erfahren und gilt viel 2oin der Welt, so sprach sie ihm freundlich zu. „Guten Tag, Herr Fuchs, wie gehl's? wie steht's? wie schlagt ihr euch durch in dieser theuren Zeit?“ Der Fuchs, alles Hochmuthes voll, betrachtete die Katze von Kopf bis zu Füßen und wußte lange nicht, ob er eine Antwort geben sollte. Endlich sprach er: „O du armseliger Bartputzer, du buntscheckiger Narr, du Hungerleider und 25 Mäusejäger, was kommt dir in den Sinn? du unterstehst dich zu fragen, wie mir's gehe? was hast du gelernt? wie viel Künste verstehst du?“ „Ich verstehe nur eine einzige“, antwortete bescheidentlich die Katze. „Was ist das für eine Kunst?“ fragte der Fuchs. „Wenn die Hunde hinter mir her sind, so kann ich auf einen Baum springen und mich retten.“ „Ist das alles?“ zo sagte der Fuchs, „ich bin Herr über hundert Künste und habe überdies noch einen Sack voll Liste. Du jammerst mich, komm mit mir, ich will dich lehren, wie man den Hunden entgeht.“ — Indem kam ein Jäger mit vier Hunden daher. Die Katze sprang behend auf einen Baum und setzte sich in den Gipfel, wo Aste und Laubwerk sie völlig verbargen. „Bindet den Sack auf, „Herr Fuchs, bindet den Sack auf!“ rief ihm die Katze zu, aber die Hunde hatten ihn schon gepackt und hielten ihn fest. „Ei, Herr Fuchs“, rief die Katze, „ihr bleibt mit euren hundert Künsten stecken. Hättet ihr herauf— kriechen können wie ich, so wär's nicht um euer Leben geschehen.“