137 — ab!“ Der Michel zögerte aber immer noch und wußte nicht, wie er es machen sollte. Da riß ihm der Gerichtsdiener den Hut herunter, und brr! flogen die Spatzen heraus nach allen Ecken und Enden. Da mußte der Amtmann lachen, und alle Leute lachten mit. Der Michel aber hieß von der Stunde an der Spatzenmichel, und wenn einer seinen Hut oder seine Kappe vor Freinden nicht abzieht, so sagt maͤn noch heutiges Tages: „Der hat gewiß Spatzen unter dem Hute!“ Curtman. 197. Der Rabe und der Haushahn. Ein Rabe schleppte tausend Dinge, Geld, Glaskorallen, Perlen, Ringe in seinen Winkel, wo er schlief. Der Haushahn sah dies an und rief: „Was thust du, Freund, mit diesen Sachen, die dich doch niemals glücklich machen?“ „Ich weiß es selbst nicht,“ sprach der Rabe, „ich hab' es nur, damit ich's habe.“ Ramler. 198. Der Fuchs und der Rabe. Einmal hatte ein Rabe einer Bauerfrau einen großen Käse gestohlen und war damit auf einen Baum geflogen, um ihn dort zu verzehren. Da kam der Fuchs vorbei und sah ihn sitzen. „Ei,“ dachte er bei sich, „wenn ich doch den schönen Käse hättel Ich will versuchen, ihn dem Raben mit List zu nehmen.“ Damit trat er zu dem Baume heran und rief hinauf: „Guten Morgen, lieber Rabe! Die Leute sagen, du wärest ein trefflicher Sänger. Laß mich doch auch ein— mal deine Stimme hören!“ Dem dummen Raben gefiel die Schmeichelrede des schlauen Betrügers, und er fing an, mit lauter Stimme zu schreien: „Rab Rab!“ Kaum aber that er seinen Schnabel auf, so entfiel ihm der Käse, und der Fuchs lief schnell hinzu und fraß ihn auf. So kam der Rabe um seinen Raub und merkte zu spät, daß man den schönen Worten eines Schmeichlers nicht trauen darf, wenn man nicht Schaden leiden will. Nach Äsop. 10*