101 189. Versuchung. Gar emsig bei den Büchern ein Knabe sitzt im Kämmerlein, da lacht j herein durchs Fenster der lust'ge, blanke Sonnenschein und spricht: „Lieb' Kind! du sitest hier? Komm doch heraus und spiel bei mir !" Den Knaben stört es nicht, zum Sonnenschein er spricht: „Erst laß mich fertig sein!“ Der Knabe schreibet weiter, da kommt ein lustig Vögelein, das picket an die Scheiben und schaut so schlau zu ihm herein. Es ruft : „Komm mit ! der Wald ist grün, der Himmel ist blau, die Blumen blühn !“ Den Knaben stört es nicht, zum Vogel Z: kurz er spricht: „Erst laß mich fertig sein !“ Der Knabe schreibt und schreibet, da guckt der Apfelbaum herein und rauscht mit seinen Blättern und spricht: ,„Wer wird so fleißig sein? Schau meine Aepfel! Diese Nacht hab’ ich für dich sie reif gemacht!“ Den Knaben stört es nicht, zum Apfelbaum er spricht: „Erst laß mich fertig sein!“ Da endlich ist er fertig; schnell packt er seine Bücher ein und läuft hinaus zum Garten. Juchhe! Wie lacht der Sonnenschein! Das Bäumchen wirft ihm Aepfel zu, der Vogel singt und nickt ihm zu. Dex Knabe springt vor Lust und jauchzt aus voller Brust; jetzt kann er lustig sein! Reinick. 190. Frage an den Storch. Aedbär, Aedbär. Langbeen! Wannehr wullt du äwer Land tehn? Wenn de Rogg riepet, wenn de Pogg piepet, wenn de gelen Beern in de Kisten smeern, wenn de roden Appeln in de Kisten klappern, denn will Aedbär Langbeen woll äwer Land tehn.