28— 3. Nach dir kommt vielleicht ein müder Wandrer, der des Weges zieht trüben Sinns; — der freut sich wieder, wenn er auch ein Blümchen sieht. 34. Das Vergißmeinnichl. A. Cosmar. 1. Als der liebe Gott die Blumen geschaffen hatte, standen sie alle fröhlich da. Sie beschauten vergnügt ihre Füßchen, auf denen sie fest und aufrecht stehen konnten. Dann betrachteten sie ihre grünen Blättchen, die so fein und zierlich gestaltet waren, und sie bewegten dieselben im Morgenwinde wie Flügelchen. Die meiste Freude aber machte ihnen die zierliche Krone, welche der Schöpfer jeder Blume aufgesetzt hatte. Der einen malte er das Krönlein weiß, der andern schön blau, einer dritten rot oder gelb. Zuletzt gab er jeder Blume noch einen Namen und wies ihr einen Ort an, wo sie fortan wachsen und blühen sollte. 2. Nun gingen die Blumen auseinander und freuten sich sehr über ihr schönes, farbiges Kleid und über den Namen, den sie er⸗ halten hatten. Die eine ging in den Garten oder auf die Wiese, andere stellten sich auf das Feld. Dann wanderten viele in den Wald, und manche stiegen sogar auf den hohen Berg hinauf. So hatten alle Blumen zuletzt ein hübsches Plätzchen gefunden und blühten jetzt fröhlich im warmen Sonnenschein. Nur ein Blüm— chen, klein und zart, mit einer Krone aus fünf himmelblauen Blättchen, stand betrübt am Bache und weinte, denn es hatte seinen Namen vergessen. 3. Als am Abend der Herr durch Feld und Wiese ging und die Blumen ansah, die sich alle dankbar vor ihm neigten, da kam er an den Bach, und als er das weinende Blümchen sah, sprach er zu ihm: „Warum weinst du?“ Das Blümchen erzählte nun, es sei gar froh gewesen über sein schönes Kleidchen; dann habe es mit den Wellen des Baches gespielt und dabei seinen Namen ver—