149 nehmen dürfe. Endlich füllte er sich die Taschen mit Gold; die Perlen und Edelsteine aber ließ er liegen. Als er wieder heraus⸗ kam, sprach er gleichfalls: „Berg Semsi, Berg Semsi, tu dich zu!“ Da schloß sich der Berg, und er fuhr mit seinem Karren nach Haus. — Nun brauchte er nicht mehr zu sorgen und konnte mit seinem Gold für Frau und Kind Brot und auch Wein dazu kaufen, lebte fröhlich und redlich, gab den Armen und tat jedermann Gutes. 3. Als aber das Geld zu Ende war, ging er zu seinem Bruder, entlehnte einen Scheffel und holte sich wieder von dem Gold; doch rührte er von den großen Schätzen nichts an. Wie er sich zum drittenmal etwas holen wollte, borgte er bei seinem Bruder aber⸗ mals den Scheffel. Der Reiche aber war schon lange neidisch über seines Bruders Vermögen und den schönen Haushalt, den er sich eingerichtet hatte, und konnte nicht begreifen, woher der Reichtum komme und was sein Bruder mit dem Scheffel anfange. Da dachte er eine List aus und bestrich den Boden des Scheffels mit Pech; und wie er das Maß zurückbekam, da war ein Goldstück darin hängen geblieben. Alsbald ging er zu seinem Bruder und fragte ihn: „Was hast du mit dem Scheffel gemessen?“ — „Korn und Gerste,“ sagte dieser. Der andere aber zeigte ihm das Goldstück und drohte, wenn er nicht die Wahrheit sage, so wolle er ihn beim Gericht verklagen. Da erzählte ihm sein Bruder alles, wie es zu⸗ gegangen war. 4. Der Reiche aber ließ gleich einen Wagen anspannen und fuhr hinaus; er wollte die Gelegenheit besser benützen und ganz andere Schätze heimbringen. Wie er vor den Berg kam, rief er: „Berg Semsi, Berg Semsi, tu dich auf!“ Der Berg tat sich auf, und er ging hinein. Da lagen die Reichtümer alle vor ihm, und er wußte lange nicht, wonach er am ersten greifen sollte. Endlich nahm er Edelsteine, so viel er tragen konnte. Er wollte seine Last hinausbringen; weil aber Herz und Sinn ganz voll von den Schätzen waren, hatte er darüber den Namen des Berges ver— gessen und rief: „Berg Simeli, Berg Simeli, tu dich auf!“ Aber das war der rechte Name nicht, und der Berg regte sich nicht und