— 118 — 184. Die Bärenhaut. Curtman.) Zwei Jägerburschen hatten von einem Bären gehört, welcher sich im Walde aufhalten sollte Weil man lange keinen so großen und starken Bären gesehen hatte, so freuten sie sich über den schönen Pelz, den sie dem Bären aͤbziehen wollten. „Wenn ich ihn schieße,“ sagte der eine, so laß ich mir einen Mantel davon machen, der soll mich im Winter hübsch warm halten. „Nein, sagte der andere, „ich schieße den Bären und verkaufe den Pelz Der Kürschner zahlt mir zehn Thaler dafür, die sollen mir schön im Beutel klingen. Unterdessen war es Zeit geworden, in den Wald zu gehen. Als sie aber allein darin waren und den Bär von ferne brummen hörten, da wurde es ihnen doch ein wenig bange. Als er nun gar näher kam und sich sein schreck⸗ liches Bruͤmmen noch stärker hören ließ, da warf der, welcher den Pelz des Baͤren verkaufen wollte, seine Flinte weg und kletterte so schnell als möglich auf einen Baum. Der andere aber, welcher sich doch nun auch nicht zu bleiben getraute, konnte sich nicht mehr flüchten. Zum Glück fiel ihm ein, daß die Baͤren keine todten Menschen anrühren. Er warf sich auf den Boden, hielt den Athem an und streckte sich hin, als wenn er todt wäre. Der Bär kam grimmig auf denselben zu; als er aber sah, daß er kein Glied rührte, glauble er, der Mann sei todt. Er beroch ihn ein wenig, und als er keinen Äthem merkte, lief er weiter, ohne demselben ein Leid zu thun. Als der Bär weit genug fort war, erholten sich die beiden Jägerburschen von ihrem Schrecken. Der eine stieg vom Baum herunter, und der andere stand vom Boden auf. Da fragte der, welcher von oben zugesehen hatte: „Höre, was hat dir der Bär ins Ohr gesagt?“ Der andere sprach: „Ich habe nicht alles ver— standen; aber eins hat er mir deutlich ins rechte Ohr gesagt, nämlich: Man darf die Haut des Bären nicht eher verkaufen, bevor man den Bären hat; ins linke Ohr aber hat er mir gesagt: Wer seinen Freund in der Noth verläßt, der ist ein schlechter Kerl.“ Welche guten Eigenschaften eines Mannes fehlten diesen Jägerburschen? 185. Der Wolf und der Fuchs. (Märchen. — Brüder Grimm.) h Der Wolf hatte den Fuchs bei sich, und was der Wolf wollte, das mußte der Fuchs thun, weil er der schwächste war, und der Fuchs wäre gern des Herrn losgewesen. Es trug sich zu, daß sie beide durch den Wald gingen, da sprach der Wolf: „Rothfuchs schaff mir was zu fressen, oder ich fresse dich selber auf.“ Da antwortete der Fuchs: „Ich weiß einen Bauernhof, wo ein paar junge Lämmlein sind; hast du Lust, so wollen wir eins holen.“ Dem Wolf war das recht. Sie gingen hin, und der Fuchs stahl ein Lämm— lein, brachte es dem Wolf und machte sich fort. Da fraß es der Wolf auf, war aber damit noch nicht zufrieden, sondern wollte das andere dazu haben und ging es zu holen. Weil er es aber so ungeschickt machte, ward es die Mutter vom Länmlein gewahr und fing an entsetzlich zu schreien und zu bläen, daß die Bauern herbeigelaufen kamen. Da fanden sie den Wolf und schlugen ihn so erbärmlich, daß er hinkend und heulend bei dem Fuchs