— 62 Da kam am Tag der scharfe Strahl, ihr grünes Kleid zu engen, und nächtlich kam der Frost einmal, mit Reif es zu be— sprengen. Die armen Vöglein froren, ihr Frohsinn war ver— loren, ihr grünes Kleid war bunt und fahl. Da trat ein starker Mann zum Baum und hub ihn an zu schütteln, vom obern bis zum untern Raum mit Schauer zu durchrütteln; die bunten Vöglein girrten und aus einaänder n wohin sie flogen, 8 man kaum. 112. Advent. Die Blume fällt, das Gras verdorrt, doch ewig fest bleibt Gottes Wort. Der Herr ist freu, es äLommt sein Reich; ihr Völker hört's und tröstet euch! Die Stimme ruft, die Müste schallt: „Macht ebnes Feld aus Berg und Wald! Steht auf und schafft die Wege rein; was krumm ist, soll gerade seinl! Das Heil ist nah, erfüllt die Zeit, es kommt der Herr der Herrlichkeit. Seht euren Gott! Er kommt mit Macht, sein Arm ist stark, hold seine Pracht. Der RKönig ist's, der wie ein Hirt die Herde sehn und weiden wird; die Lammlein hebt er auf den Schoßs und macht die Mutter sorgenlos.“ Die MWüste taut, es blüht der Wald, aus Thal und Höh'n die Botschaft schallt: „Den Menschen Heil und EFried' und Preud', dem Herrn Lobpreis in Ewigkeitl 113. Saukt Niklas. Des Knaben Wunderhorn.) Die Winde sausen um das Haus, da erzählt der Vater vom Nikolaus: „Ihr Kinder, hört! Ich hab' vernommen, daß bald Sankt Niklas werde kommen. Er ist bereits auf seiner Fahrt, zu bauchen die Kindlein zart, zu sehen, was die Mägdlein und Knaben in diesem Jahre gelernet haben in Beten, Singen, Schreiben und Lesen, auch ob sie sind hübsch artig gewesen. Er hat auch in seinem verschlossen gar schöne Sachen, geschnitzt und zegossen; den Kindern, welche fromm wären, will er solch schöne Sachen verehren.“