224 A— samkeiten. Wohl rotteten sich die Bauern mit Sensen und Heugabeln zusammen, aber sie vermochten wenig oder nichts gegen den Feind, der das Land mit einem elftausend Mann starken Heer überschwemmt hatte. 2. Da hielt es den Kurfürsten nicht länger. In Eilmärschen brach er gegen Ende Mai vom Rheine auf und traf am 11. Juni in Magdeburg ein. Von hier zog er selbst mit der Reiterei voraus und ließ das Fuß⸗ volk nachrücken. Unter unsäglicher Mühsal drang die tapfere Schar durch die sandigen Heiden und sumpfigen Niederungen gegen die Havel vor. Die erste Waffentat war die Erstürmung der Stadt Rathenow. Während die schwedischen Offiziere hier bei einem Mahle saßen, erschien der Feld— marschall Derfflinger plötzlich mit einer Reiterschar in schwedischen Waffen⸗ röcken vor dem Tore. Er gab sich bei den Wachtposten für einen ver— irrten schwedischen Offizier aus und erhielt Einlaß. Alsbald besetzte er die Havelbrücke und jagte die überraschten Feinde von einer Straße in die andre. Eine zweite Abteilung drang durch ein andres Tor ein, und nun entspann sich ein heißer Kampf. In kutzer Zeit waren die Feinde gefangen oder niedergehauen, und Rathenow befand sich in den Händen der brandenburgischen Truppen. 8. Den größeren Teil des schwedischen Heeres traf der Kurfürst bei Fehrbellin. Als der Vortrab der Brandenburger unter dem Prinzen von Hessen⸗-Homburg den Feind erreichte, begann er den Kampf, ohne den Besehl des Oberfeldherrn abzuwarten. Aber der Prinz hatte sich durch seine Kampfeslust hinreißen lassen, mit einem Feinde anzubinden, dem seine Truppenmasse nicht gewachsen war. Bald geriet er in die äußerste Gefahr. Zum Glück traf der Kurfürst noch im rechten Augenblick auf dem Schlachtfelde ein. Schnell ließ er eine von den Schweden unbeachtete Anhöhe besetzen, Geschütze hinauffahren und von hier aus die feindlichen Reihen im Rücken bedrohen. Die Schweden merkten die Gefahr und suchten dem Kurfürsten die Anhöhe wieder zu entreißen. Vergebens! „Eher wollen wir uns bei unsern Geschützen begraben lassen!“ rufen die tapfern Krieger, und die Feinde werden zurückgeschlagen. Ein neuer Angriff aber bringt Verwirrung in die Reihen der Brandenburger. Da sprengt Friedrich Wilhelm selbst heran und ordnet im Donner der Geschütze mit laut ven nehmlicher Stimme seine Scharen. Ob auch die Kugeln der Feinde rings um ihn her in die Reihen seiner Getreuen schlagen und ihm selber Gefahr drohen, er bleibt unerschüttert und wirft sich an der Spize der Seinigen den Feinden entgegen. Sein Kampfesmut treibt ihn mitten unter die Schweden, die von allen Seiten ihn eindringen. Er ficht mit helden— mütigster Tapferkeit, aber er kämpft gegen eine Übermacht. Schon beginnt sein Arm zu erlahmen, da bemerken einige Derfflingische Reiter die Gefahr ihres Feldherrn, und ihrem Mut und ihrer Tapferkeit gelingt es, ihn aus der Gefahr zu befreien. Noch wogt der Kampf hin und her, aber bald befinden sich die Feinde in voller Flucht. Der Kurfürst hat gesiegt, gesiegt mit einer Truppenzahl, die um die Hälfte geringer war als die der Schwebden.