— 11b — halber ein schönes Roß verlor. Dieser ritt von dem Markte nach seiner Heimat zurück, wohlbepackt mit Geld und Geldsorgen. In einem Städtchen hielt er Mittag, und der Knecht, als er ihm sein Pferd vor— führte, sagte: »Herr, es fehlt dem Roß ein Nagel am Hufeisen am linken Hinterfuße.« »Ei, was!l« sagte der Kaufherr, »Nagel hin, Nagel her! Die sechs Stunden, die ich noch zu machen habe, wird das Eisen wohl noch halten. Ich habe Eile.« Und damit ritt er fort. Nach etlichen Stunden, als er wieder einkehrte und dem Rosse Brot geben ließ, kam der Knecht in die Stube und sagte: »Herr, es fehlt Eurem Pferde ein Hufeisen am linken Hinterfuß; soll ich's wohl zum Schmied führen?« »Hm!« sagte der Kaufherr, »Hufeisen hin, Hufeisen her! Die paar Stunden, die ich noch zu machen habe, wird das Pferd wohl aushalten. Ich habe Eile.« Und er ritt wieder fort. Er ritt aber nicht lange, so fing das Pferd an zu hinken; und das Pferd hinkte nicht lange, so fing es an zu stolpern; und es stolperte nicht lange, so fiel es endlich und brach ein Bein und stand nicht wieder auf. Da sagte der Kaufherr freilich nicht mehr: »Pferd hin, Pferd her!« sondern er kratzte sich hinter den Ohren, schnallte die Geldtasche und den Mantel ab und setzte seinen Weg fort zu Fuß, wohl beladen mit Geld und Geldsorgen; und er hatte nun keine Eile mehr. Unterwegs aber dachte er wohl: »An dem ganzen Unglück ist doch nur der vermaledeite Nagel schuld!« Aurbacher. 165. Der Herr ĩst Käönmig. Der Landgraf Philipp von Hessen ritt einst über Peld, sab stattlich zu Pferd mit Schwert und Panzer, und hinter ihm ritten seine Begleiter. Da zog ein Gewitter am Himmel auf, und als die Reiter an einen Wald kamen, schlug der Blitz vor dem Land- grafen krachend in eine Eiche und zerschmetterte sie. Das Rob des Landgrafen sank vor Schrecken in die Knie, und der Land- graf fiel zu Boden. Da sprengten die Diener heran und riefen: »Ach, Ihr seid doch nicht beschädigt, gnädiger Herr? Ihr habt doch kein Unglück erlitten, gnädigster Herr?« — Aber der fromme Landgraf stand auf, deutete mit der Hand gen Himmel und sprach: »Was nennt ihr mieh Herr? Der da oben donnert, ist der Herr, und er ging im Wetter gnädig an mir vorüber.«“ Oaspari. 8*