130 wer oft an den lieben Gott gedacht, dem hat das Christkind viel Schönes gebracht! Unartige Kinder dürfen nicht rein, für sie wird wohl nur die Rute sein! — Drum wollt ihr am heiligen Abend euch freun, so rat ich euch, Kinder, siets artig zu sein! Chamisso. 238. Das Christbäumchen. Die Bäume hatten einmal einen Streit unter einander, welcher von ihnen den Vorzug verdiene. Da trat die Eiche hervor und sagte: „Seht mich an, ich bin hoch und dick und habe viele Äste, und meine Zweige sind reich an Blättern und an Früchten.“ „Früchte hast du wohl,“ sagte der Pfirsichbaum, „aber es sind nur Früchte für die Schweine; die Menschen mögen nichts davon wissen. Aber ich, ich liefere meine rotbäckigen Pfirsiche auf die Tafeln der Könige.“ „Das hilft nicht viel,“ sagte der Apfelbaum; „von deinen Pfirsichen werden nur wenige Leute satt, auch dauern sie nur wenige Wochen, dann werden sie faul, und niemand kann sie mehr brauchen. Da bin ich ein anderer Baum, ich trage alle Jahre meine Äpfel; die brauchen sich nicht zu schämen, wenn sie auf eine vornehme Tafel gesetzt werden, aber sie machen auch die Armen satt, man kann sie den ganzen Winter im Keller aufbewahren, oder kann sie im Ofen dörren, oder kann Wein davon bereiten. Ich bin der nützlichste Baum.“ „Das bildest du dir ein“ sagte die Tanne. „Mit meinem Holze heizt man die Ofen und baut man die Häuser, mich schneidet man zu Brettern und macht Tische, Stühle, Schränke, ja sogar Kähne und Schiffe daraus; dazu bin ich im Winter nicht so kahl wie ihr, ich bin das ganze Jahr hindurch grün und schön.“ „Das nämliche bin ich auch,“ sagte die Fichte, „allein ich habe noch einen Vorzug. Wenn es Weihnachten wird, dann kommt das Christkindchen, setzt mich in ein schönes Gärtchen und hängt goldene Nüsse und Äpfel, Mandeln und Rosinen an meine Zweige. Und über mich freuen sich die Kinder am allermeisten. Ist das nicht wahr?“ Curtman. 239. Der Tannenbaum. Inm Walde steht ein Tannenbaum mit Nadeln spitz und fein, damit näht sich der Distelfink sein buntes Röckelein! Er stehet da so kerzengrad, und grün ist stets sein Kleid, im Frühling und im Sommer wohl und auch zur Winterszeit.