74 — doch hatte er sich noch glücklich herausgeholfen. Frau Hütt tröstete ihn, ver⸗ sprach ihm ein neues, schönes Noͤlllein und rief einen Diener, der sollte weiche Brosamen nehmen und ihm damit Gesicht und Hände reinigen. Kaum aber hatte dieser angefangen, mit der heiligen Gottesgabe also sündlich umzugehen, so zog ein schweres, schwarzes Gewiller daher, das den Himmel ganz zudeckte, und ein entsehlicher Donner schlug ein. Als es wieder sich aufgehellt, da waren die reichen Kornäcker, grünen Wiesen und Wälder und die Wohnung der Frau Hütt verschwunden, und überall war nur eine Wüste mit zerstreuten Steinen, wo kein Grashalm mehr wachsen konnte; in der Mitle aber stand Frau Hütt, die Riesen— 10 königin, versteinert und wird so stehen bis zum jüngsten Tage. In vielen Gegenden Tyrols, besonders in der Nähe von Innsbruck, wird bösen und mutwilligen Kindern die Sage zur Warnung erzählt, wenn sie sich mit Brot werfen oder sonst Übermut damit treiben. „Spart eure Brosamen,“ heißt es, „für die Armen, damit es euch nicht ergehe wie der Frau Hütt!“ — 15 251. Vom Hunde im Wasser. Fabel. — Luther nach NMop.) Es lief ein Hund über einen Wasserstrom und hatte ein Stück Fleisch im Maule. Als er aber das Bild vom Fleisch im Wasser siehet, wähnet er, es wäre auch Fleisch, und schnappet gierig dauach. Da er aber das Maul auf⸗ 20 that, entfiel ihm das Stück Fleisch, und das Wasser führte es weg. Also Ulbr er beides, das Fleisch und das Bild. Man soll sich begnügen lassen an dem, was Gott giebt. Wer das Wenige verschmähet, dem wird das Größere nicht; wer zu viel haben will, der behält zuletzt nichts; mancher denliert das Gewifse über dem Ungewissen.