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könne er nicht brauchen. Der Jüngling spricht: „Es hat ja gestern noch
gegolten!“ Während er davon geht und immer noch zu träumen meint, geht
der Bäcker heimlich zu dem Statthalter, zeigt ihm das alte Geld und sagt,
es hab's ihm ein fremder Mensch gegeben, und der müsse einen Schatz ge—
funden haben. Der Statthalter schickt die Stadtknechte nach ihm aus, und
da ihn diese greifen, denkt der Jüngling, nun schleppe man ihn vor Decius.
Der Statthalter fragt, wer er sei, und wo er das Geld habe. Er nennt seine
Eltern, aber niemand will etwas von ihnen wissen, er nennt seines Vaters
Haus, aber darinnen wohnen andere Leute. Da sie nicht wissen, was sie
von dem Handel denken sollen, faßt sich der Jüngling ein Herz und fragt 10
nach dem Kaiser Decius. „Decius?“ sprechen sie, „der Christen Teufel,
was ist mit dem? Unser Kaiser heißt Theodosius, den Gott segnen wolle
durch Christum!“ — „Sprecht leise,“ erwiderte der Jüngling, „wie dürft
ihr heute den Namen nennen, um des willen gestern die Bluthunde hinter
uns her waren? Wer seid ihr und wer sind die Leutè, die vorhin im Tempel 15
der Diana das Te Deum laudamus gesungen?“ — Nun kommt man der
Sache auf den Grund: Unter den Leuten von Ephesus ging noch wohl die
Sage von den sieben Jünglingen, die der Kaiser Decius in der Zeit der
Trübsale sollte irgendwo vermauert haben, und sie nannten ihre Namen, denn
sie waren nicht vergessen worden. Da der Jüngling seinen und seiner Brüder
Namen hörte, und wie Ephesus nun christlich geworden, und wie Gott der
Herr es ihnen gegeben, daß sie die Zeit der Trübsal verschlafen, hub er seine
Stimme auf und weinete laut, ging in die Höhle zurück zu seinen Gefährten,
und das ganze Volk geleitete ihn und brachte die sieben mit großem Triumph
in die Stadt. Diese, nachdem sie am Abend noch einmal mit einander Gott
gedankt, legten sich zur Ruhe, sind aber nicht mehr aufgewacht, sondern am
Morgen fand man sie sanft und selig entschlafen.
268. Menschenleben.
(Vollsmund.)
Zehn Jahr — ein Uind,
zwanzig Jahr
dreißig Jahr —
vierzig Jahr
fünfzig Jahr
sechzig Jahr
siebzig Jahr
achtzig Jahr
neunzig Jahr
hundert Jahr
jung gesinnt,
ein Mann,
wohlgethan,
stille stahn,
geht's Alter an,
ein Greis,
schneeweiß,
gebückt zum Cod,
Gnade Gott.
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