96 O Freund, komm bald herab, daß ich dich herzen kann! Wie guckst du so herum?“ „Greif, Halt und Bellart kommen, Die Hunde, die du kennst,“ versetzt der alte Hahn, Und, als der Fuchs entläuft: „Was,“ fragt er, „ficht dich an?“ „Nichts, Bruder,“ spricht der Fuchs; „der Streit ist abgethan, Alein, ich zweifle noch, ob die es schon vernommen.“ 82. Der Fuchs und das Pferd. Brüder Grimm. Kinder- und Hausmärchen. Große Ausgabe. 16. Aufl. Berlin, 1879. S. 509. Es hatte ein Bauer ein treues Pferd, das war alt geworden und konnte keine Dienste mehr thun. Da wollte ihm sein Herr nichts mehr zu fressen geben und sprach: „Brauchen kann ich dich freilich nicht mehr; indes mein ich es gut mit dir; zeigst du dich noch so stark, daß du mir einen Löwen hierher bringst, so will ich dich behalten; jeßt aber mach dich fort aus meinem Stall!“ und jagte es damit ins weite Feld. Das Pferd war traurig und ging nach dem Walde zu, dort ein wenig Schutz vor dem Wetter zu suchen. Da begegnete ihm der Fuchs und sprach: „Was hängst du so den Kopf und gehst so einsam herum?“ „Ach,“ antwortete das Pferd, „Geiz und Treue wohnen nicht beisammen in einem Haus; mein Herr hat vergessen, was ich ihm für Dienste in so vielen Jahren geleistet habe, und weil ich nicht recht mehr ackern kann, will er mir kein Futter mehr geben und hat mich fortgejagt.“ „Ohne allen Trost?“ fragte der Fuchs. „Der Trost war schlecht; er hat gesagt, wenn ich noch so stark wäre, daß ich ihm einen Löwen brächte, wollt er mich behalten; aber er weiß wohl, daß ich das nicht vermag.“ Der Fuchs sprach: „Da will ich dir helfen; leg dich nur hin, strecke dich aus und rege dich nicht, als wärst du lot.“ Das Pferd that, was der Fuchs verlangte. Der Fuchs aber ging zum Löwen, der seine Höhle nicht weit davon hatte, und sprach: „Da draußen liegt ein totes Pferd; komm doch mit hinaus, da kannst du eine felte Mahlzeit halten.“ Der Löwe ging mit, und wie sie bei dem Pferde standen, sprach der Fuchs: „Hier hast du's doch nicht nach deiner Gemäch— lchkeit; weißt du was? Ich will's mit dem Schweife an dich binden, da kannst du's in deine Höhle ziehen und in aller Ruhe verzehren.“ Dem Löwen gefiel der Rat, er stellte sich hin, und damit ihm der Fuchs das Pferd festknüpfen könnte, hielt er ganz still.. Der Fuchs aber band mit des Pferdes Schweif dem Löwen die Beine zusammen und drehte und schnürte alles so wohl und stark, daß es mit keiner Kraft zu zerreißen war. Als er nun sein Werk vollendet hatte, klopfte er dem Pferde auf die Schulter und sprach: „Zieh, Schimmel, ziehl“ Da sprang das Pferd auf einmal auf und zog den Löwen mit sich fort. Der Löwe fing an zu brüllen, daß die